Archiv | Shopping RSS für diesen Bereich

Pescheria di Catania

Auf dem Fischmarkt in der italienischen Stadt Catania auf Sizilien habe ich gestern eine fast verlorene Welt der Farben und Dufte wiederentdeckt, die ich so sonst von ähnlichen Märkten in Split, Barcelona oder Marrakesch kenne.

Auf der Pescheria di Catania unweit der berühmten Kathedrale von Catania können die Besucher allerlei frische Fische, Muscheln, Garnelen und andere Meeresfrüchte kaufen, die hier in all ihrer bunten Vielfalt präsentiert werden. Damit das Fest der Sinne vollständig ist, verkauft man hier auch das regionale Obst und Gemüse, Käse und Schinken, Brot, Gewürze und allerlei andere Sachen, die man zum Kochen braucht.

Mich haben vor allem aber die vollen Stände mit sizilianischem Obst und Gemüse fasziniert, so malerisch und so prachtvoll in ihrer Schönheit, dass man denkt, sie wären gerade im Gottes Garten gepflückt. Dass sie auch schmecken, so frisch und knackig, soll man wohl nicht besonders erwähnen.

Dazu kommt noch das bunte Treiben auf dem Markt, das Schreien der Verkäufer über die Stände, die ständig „Pisci freschi“ (frische Fische!) rufen, die Gespräche der oft eleganten Catanesi auf den Plätzen davor, die Passanten, die sich neugierig umschauen. Ein Erlebnis der besonderen Klasse, so typisch für das Mittelmeer, fast wie das Theater!

Pescheria di Catania, nahe Piazza del Duomo, Catania, Italien

Bergedorf, einfach so

Wahre Perle befindet sich im äußersten Südosten Hamburgs, nur circa 20 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Bergedorf präsentiert sich am Samstag Nachmittag nicht nur malerisch und schön, sondern auch unglaublich lebendig mit all seinen alten Häusern aus der Gründerzeit, in denen zahlreiche Cafés und kleine Läden untergebracht sind. Zudem verfügt Bergedorf, wie kein anderer Stadtteil von Hamburg, einige gut erhaltene Exemplare der typisch norddeutschen Bauernarchitektur mit prachtvollen Exemplaren der Backstein Fachwerkhäuser. Interessant ist für die Besucher das historische Zentrum um das Sachsentor, das Schloss Bergedorf mit einem kleinen See sls das einzig erhaltene Schloss im Hamburger Stadtgebiet , die nahe gelegene Kirche Sankt Petri und Pauli aus dem Jahr 1502 mit dem Organistenhaus sowie Sternwarte Bergedorf. Ein Besuch am Samstag Nachmittag hier ist wie ein kleiner Urlaub, weg vom typischen Hamburger Innenstadttrubel.

Bergedorf, Hamburg

Schöne Tage in Lissabon

Seit meinem ersten Besuch hier im Jahr 2002 gehört Lissabon neben Hamburg und Rom zu meinen Lieblingsstädten auf der ganzen Welt. In der portugiesischen Hauptstadt war ich mittlerweile dreimal und jedes Mal war es unvergesslich und schön. Die Stadt am Tejo besticht nicht nur durch den unverwechselbaren Charme, sondern auch durch eine nette und entspannte Lebensart, die ich im Norden manchmal vermisse. Hinzu kommt noch die bekannte saudade, eine besondere Art portugiesischer Sehnsucht, die mit Melancholie und Schmerz, aber auch mit Fatalismus gepaart ist.

Lissabon Ende Oktober zeigt sich von seiner schönsten Seite, und das zu einem Zeitpunkt, der normalerweise regnerisch, windig und auch stürmisch sein kann. Die Stadt erlebt gerade ihren zweiten Hochsommer, mit sonnigen und heiteten Tagen sowie Temperaturen bis 30 Grad. In dieser Jahreszeit wirkt Lisboa, die Schöne  am Tejo besonders malerisch, und die Touristen aus allen Herren Ländern verewigen sie dauernd und auf jeder Ecke auf ihren Fotos.

Im Gegensatz zu meinen ersten zwei Besuchen, als ich im Szeneviertel Bairro Alto gewohnt habe, wohne ich diesmal im Altstadtviertel Alfama auf der anderen Seite der Stadt. Mein Wunsch, weit weg von den lauten Bars und Straßen voller besoffenen Touristen zu wohnen, am besten noch ruhig und authentisch unter Einheimischen, ist leider nur zum Teil in Erfüllung gegangen.

Das alte maurische Viertel Alfama, das sich zwischen der Kathedrale Sé, der Burg Castelo de São Jorge und dem Panteão Nacional befindet, hat inzwischen sein Gesicht verändert, nicht nur positiv. Frisch sanierte Häuser mit farbenfrohen Fassaden und kleine schattige Höfe mit lila blühenden Bäumen dienen vermehrt dem explodierenden Massentourismus und den Gästen zahlreicher Ferienwohnungen, die in dieser Zahl vor achteinhalb Jahren, als ich hier zuletzt war, nicht gab. 

Alfama wirkt zwar sehr charmant, zugleich aber auch ziemlich touristisch. Mein Eindruck ist es, dass die Einheimischen aus ihren traditionellen Wohnquartieren, die sie seit Generationen bewohnen, verdrängt werden und – wenn sie nicht in der Tourismusbranche tätig sind – zum Teil auf der Strecke bleiben.

Vieles ist für die Touristen da: Cafés, Restaurants, kleine Lebensmittelgeschäfte, Souvenirshops, Weinläden. Einige sind spezialisiert für die Passagiere der riesigen Kreuzfahrtschiffe, die wie die riesige Wohnblöcke vor der historischen Kulisse von Alfama anlegen. In dieser Hinsicht ähnelt Lissabon Barcelona, Venedig, Dubrovnik oder Split.


Besonders zahlreich sind die Touristen aus dem europischen Ausland: Franzosen, Spanier, Italiener sowie erstaunlich viele Touristen aus den früheren jugoslawischen Republiken. Junge Briten und Iren bevölkern die Bars von Bairro Alto, gut betuchte Touristen aus Deutschland, der Türkei oder Japan sieht man in den benachbarten Badeorten Cascais und Estoril.


Wenn sie nicht unter der Finanzkrise leiden oder womöglich ihr Brot im Ausland verdienen, arbeiten viele Bewohner Lissabons, besonders die jüngeren unter ihnen in der Tourismusbranche. Im Gegensatz zum Jahr 2002, als kaum einer von ihnen Englisch sprach, sprechen heute die meisten von ihnen ein gutes Englisch. Französisch ist traditionell bei den älteren Portugiesen als Zweitsprache verbreitet, Spanisch sprechen zudem die meisten wegen der sprachlichen und geografischen Nähe zum Portugiesischen und zum Portugal.

Lissabon hat viel zu bieten und hier kann man viel sehen. Man kann die mediterrane Lebensart auf Plätzen und Straßen dieser unglaublich lebendigen Stadt genießen oder in zahlreichen kleinen Pastelarias und Cafés leckere pastel de nata, kleine Vanilletörtchen im Blätterteig probieren und galao, den portugiesischen Milchkaffee trinken.


Die Stadt bietet als Zentrum des portugiesisch-lusitanischen Kulturkreises und als die aktuelle Hauptstadt der ibero-amerikanischen Kultur eine Vielzahl an Events jeglicher Art: Theatervorstellungen, Lesungen, Bücherpromotionen, Konzerte, Ausstellungen. Über sie wird auf vielen Internetportalen und auf Seiten der Stadtzeitschriften berichtet, u.a. in der portugiesischen Ausgabe des Londoner Magazins „TimeOut“.

Street Art ist eine neue Form der Kunst im öffentlichen Raum, die man besonders in Szenevierteln Alfama und in Bairro Alto beobachten kann. Sie hält Schritt mit ähnlichen Tendenzen in anderen europäischen Metropolen, auch wenn sie manchmal auch typisch Lissaboner Charakter hat, insbesondere wenn es darum geht, den Massentourismus in Frage zu stellen.


Den Abend ausklingen kann man beim Besuch in einem der Restaurants der Stadt, wo man traditionelle Fischspezialitäten des Landes probieren kann. Manche Lokale, besonders diejenigen in Alfama haben auch traditionelle Musik Fado live im Angebot. Mit einem Glas vinho verde oder vinho tinto lässt sich der Tag in Lissabon gut abschließen.

Lissabon, Portugal

Knez Mihajlova ulica, Belgrad

In Jugoslawien hatten wir eine Reihe schöner und prominenter Straßen in zentraler Lage: Stradun in Dubrovnik, Vase Miskina in Sarajevo, Ilica in Zagreb, Gospodska in Banja Luka, Korzo in Rijeka. In Belgrad war das und ist immer noch die Knez Mihajlova ulica. Sie ist zugleich das Aushängeschild und das Schaufenster der Stadt, beliebt von frühen Morgenstunden bis zum Abend, wenn Belgrader zwischen Kalemegdan und Terazije spazieren. 

Bei meinem ersten Besuch in der einstigen jugoslawischen Hauptstadt vor wenigen Tagen fühlte ich mich hier schnell wohl und heimisch. Da ich in der Nähe wohnte, gehörte der Spaziergang in der Knez Mihajlova, wie sie kurz Belgrader nennen, zu meinen täglichen Aktivitäten. Auf dieser Prachstraße im Herzen Belgrads stehen meist repräsentative Gebäude, die zwischen 1870 und 1925 errichtet wurden. Die Belgrader können sehr stolz darauf sein, dass hier, auch in Zeiten der Bücherkrisen, zahlreiche gut besuchte Buchläden stehen, Galerien mit interessanten Ausstellungen sowie ausländische Kulturzentren, die täglich unterschiedliches Kulturprogramm anbieten. Die meisten Besucher hier verweilen, natürlich, in zahlreichen Cafés und Restaurants oder schlendern durch die Geschäfte mit Schuhen und Schmuck, doch allen ist wahrscheinlich gemeinsam, dass sie sich hier wie in einem Theaterstück fühlen. 

Knez Mihajlova ulica, Belgrad, Serbien

Belgrade by Night

Die Metropole Südosteuropas an der Mündung von Save in Donau öffnet vermehrt wieder ihre Toren Touristen aus aller Welt. Belgrad präsentiert sich im Abendlicht als eine schöne und interessante Stadt, die auch nachts nicht schläft.

Belgrad, Serbien

Die serbisch-orthodoxe Michaelskathedrale (Saborna crkva) mit ihrem barocken Turm Die Residenz der Fürstin Ljubica (Konak kneginje Ljubice) in Kosančićev venac ist ein schönes Beispiel der serbisch–osmanischen Architektur aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Immer voll und immer fröhlich: Zentrale Fußgängerzone Knez Mihajlova ulica mit zahlreichen Geschäften, Galerien und Kulturzentren, Straßenmusikern und Touristen aus aller Welt 

Das Nationaltheater (Narodno pozorište) am Platz der Republik ist nicht nur das Zuhause eines Drama-Ensemble, sondern beherbergt auch weitere zwei Ensembles, die mehrmals pro Woche erfolgreiche Ballett- und Opernproduktionen auf der großen Bühne zeigen 

Wenn man vom Boulevard Terazije links in den Boulevard kralja Aleksandra abbiegt, kommt man zum Prachtbau des ehemaligen jugoslawischen Parlaments aus den späten 1930ern, in dem heute serbische Parlamentarier tagen.

Schräg gegenüber befindet sich der alte Königshof (Stari dvor) der serbischen Königsfamilie, in dem heute die Bürgerschaft der Stadt Belgrad untergebracht ist. Hier war ich vorgestern bei einem Konzert der besten Studenten der Belgrader Musikakademie


24 Stockwerke hoch ist das Gebäude Belgraderin (Beograđanka), nach einem Entwurf von Branko Pešić 1969-1974 umgesetzt


In Skadarlija zeigt Belgrad besonders sein Herz. Hier kann man traditionelle Spezialitäten der Balkanküche in zahlreichen kleinen Restaurants probieren und dabei Musikern zuhören, die ihre Liebersballaden besonders gefühlvoll dabieten

24 Stunden in Sarajevo

Sarajevo in 24 Stunden zu entdecken kann eine sportliche und sehr anspruchsvolle Aufgabe sein, besonders im Hinblick auf das Wetter, doch nicht unmöglich.


Starten Sie morgens mit einem bosnischen Kaffee, der Ihnen traditionell in kleinen runden Tässchen serviert wird, dazu Rosen- oder Walnusslokum. Den Kaffee bekommen Sie in jedem Café oder Lokal der Stadt, egal ob auf der schönen Ferhadija oder im orientalischen Basarviertel Baščaršija. Schön ist auch das Wiener Café in Ćurčiluk veliki 3 in Baščaršija, wo Sie auch Frühstück mit Lachs, Käse oder Früchten bekommen.


Nach dem Frühstück empfehle ich Ihnen einen der drei berühmten Buchläden der Stadt – oder gleich alle drei! Buybook in Radićeva 3 bietet eine große Auswahl der Bücher zu Themen Bosnien, bosnische Kunst, Politik und Geschichte, auch in Deutsch und Englisch. Viele Romane und Cartoons der bosnischen Autoren finden Sie bei Connectum Bookstore in Ćurčiluk veliki 27, ebenso wie die Reiseliteratur. Svjetlost in Titova ulica 54 bietet zahlreiche Bildbände zu Sarajevo und Bosnien, Reiseliteratur sowie viele Werke bosnischer und regionaler Autoren, auch in Fremdsprachen.


In Vormittagsstunden empfehle ich Besuch im bosnischen Landesmuseum (Zemaljski muzej), das als Nationalmuseum Bosnien-Herzegowinas gilt. Das Museum befindet sich in Zmaja od Bosne 3 und bietet einen umfassenden Blick über bosnische archäologische Vergangenheit der römischen Zeit und des Mittelalters, Naturkunde mit teilweise seltenen Gattungen der Pflanzen und der Tiere aus beiden Teilen Bosniens sowie eine sehr interessante ethnologische Sammlung mit Darstellung des städtischen Lebens im osmanischen Bosnien des 19. Jahrhunderts.

 Das Prunkstück des Museums ist allerdings die berühmte Sarajevoer Haggada, eine Handlungsanweisung für den jüdischen Sederabend. Sie kam Ende des 15. Jahrhunderts nach der Vertreibung der sephardischen Juden aus Spanien nach Sarajevo und gilt heute als das älteste überlieferte Zeugnis jüdischer Buchkunst in Spanien.


Sehr schön ist auch der Botanische Garten des Museums, in dem man sich von der Hektik der Stadt gut erholen kann. Dort stehen auch einige der Prachtexemplare der altbosnischen stećci, der mittelalterlichen Grabsteine, die man hauptsächlich in Bosnien-Herzegowina fand, aber auch in angrenzenden Gebieten Dalmatiens, Serbiens und Montenegros. Leise erzählen sie mit ihren mystischen Motiven die mittelalterliche Geschichte Bosniens und ihrer Bewohner und stellen zugleich auch viele Fragen auf.


Die Bewohner von Sarajevo treffen sich ähnlich wie alle anderen Bosnier gern zu Mittagszeit mit Freunden oder Familie zu Essen. Man speist gern zu Hause oder auch in kleinen Restaurants. Im Zentrum der Stadt, besonders zwischen dem Ewigen Feuer in Titova ulica und Baščaršija befinden sich viele traditionelle Restaurants, die bosnische Spezialitäten servieren. Typisch sind berühmte ćevapćići (oder wie man sagt ćevapi), gegrillte Hackfleischbällchen im Fladenbrot und gehackten Zwiebeln, burek, eine Art Hackfleischschnecke oder pita, Teigspezialität in Schneckenform, gefüllt mit Käse, Kürbis, Kartoffeln oder Apfel.


Sarajevo ist sehr stolz darauf, dass sich im Zentrum der Stadt, im Umkreis von 500 Metern Gotteshäuser einiger der größten monoteistischen Religionen der Welt befinden. Nicht umsonst bezeichnet man die bosnische Hauptstadt als Jerusalem Europas. Hier findet man die elegante römisch-katholische Herz-Jesu-Kathedrale aus dem Jahr 1887 (Trg fra Grge Martića 2), die mystische serbisch-orthodoxe Mariä-Geburt-Kathedrale aus dem Jahr 1874 (Zelenih beretki 1), die optimistisch wirkende Synagoge der Aschkenasim aus dem Jahr 1902, die als die drittgrößte Europas gilt (Hamdije Kreševljakovića 59) und die fast minimalistische Ferhadija-Mosche in der gleichnamigen und sehr beliebten Einkaufsstraße.


Auf dem Weg zu Baščaršija, dort wo sich, wie die Bewohner Sarajevos gern sagen Ost und West treffen, befindet sich auch der Gazi Husrev-begov bezistan, eine Art orientalischen Kaufhauses, heute mit vielen interessanten Souvenirsshops, mit Handwerk, Kunstwerk oder Mode. Sehr schön finde ich auch das kleine Geschäft BHCrafts in Ćurčiluk veliki, das das Handwerk und Mode der bosnischen Frauen aus sozialschwachen Familien verkauft und sie so unterstützt.


In Baščaršija findet man zu jeder Zeit Touristen aus aller Welt. Hier kann man nicht nur gut shoppen oder essen, es gibt vor allem viel zu sehen. Einer der Höhepunkte des Stadtteils und der Stadt selbst ist die Gazi-Husrev-Beg-Moschee, genannt auch Begova dzamija, die größte und eine der ältesten Moscheen (1532) in ganz Bosnien-Herzegowina.


Unweit von ihr befindet sich noch ein weiteres Symbol der Stadt, der Uhrturm oder Sahat-kula der Gazi-Husrev-Beg-Moschee. Die Uhren des Uhrturms sind auf allen vier Seiten angebracht und zeigen die Zeit beginnend mit dem Sonnenuntergang.

Am anderen Ende von Baščaršija befindet sich auf dem zentralen Platz des Stadtteils der Sebilj, eine Art öffentlichen Brunnens in Kiosk-Form. Ein Sprichwort sagt, dass jeder Besucher von Sarajevo, der aus diesem Brunnen trinkt, irgendwann die Stadt wieder bereisen wird.


In der wunderschönen Nationalbibliothek Bosnien-Herzegowinas, dem alten Rathaus von Sarajevo, das vor 25 Jahren im Bosnienkrieg so tragisch zerstört wurde, ist seit ein paar Jahren wieder genug Platz für das Schöne und Besondere. Die Restaurierung des Symbols der österreichisch-ungarischen Zeit in Bosnien hat seinerzeit die EU unterstützt. Heute beherbergt der Prunkbau an der Miljacka keine Bücher mehr, zumindest nicht in so großem Umfang wie früher. Die Nationalbibliothek oder wie man in Sarajevo sagt Vijećnica (Rathaus) ist heute der Ort, wo man unterschiedliche Ausstellungen sehen oder Konzerten der klassischen Musik beiwohnen kann.

Zur Zeit ist im Foyer der Nationalbibliothek eine Ausstellung mit Werken des vielleicht größten bosnischen Künstlers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Mersad Berber (1940-2012) zu sehen. Wie kein anderer Maler aus Ex-Jugoslawien hat Berber neoklassische Elemente modern interprätiert und sie in ungewöhnliche historische Kontexte gesetzt.

  
Den Tag kann man schön auf einem der Aussichtspunkte der Stadt abschließen. Der Awaz Twist Tower hat den Vorteil, dass der hohe und geschwungene Turm im Zentrum der Stadt, unweit des Bahnhofs steht.


Mein Favorit, den ich vor wenigen Tagen entdeckt habe, ist allerdings höher und deutlich romantischer. Beim Sonnenuntergang auf der Burg Zuta tabija hoch über der Stadt hat man Sarajevo wie auf der Hand, inklusive schöne Musik und nette Leute aus dem nahen Café.


Noch höher liegt die historische Bijela tabija, die auf der Stelle der mittelalterlichen Burg aus der Zeit um 1550 erbaut war. Sie diente zur Verteidigung Sarajevos von österrichischen Truppen im 17. Jahrhundert und später im Jahr 1878. die Weiße Burg erreicht man am besten mit dem eigenen Auto oder mit einem der Taxis. Auch wenn die Taxis in Sarajevo zu den günstigsten in Europa gehören, lassen Sie sich nicht immer von manchen Taxifahrern über den Tisch ziehen.


Sarajevo ist eine Stadt der Kunst und Kultur. Zahlreiche Festivals im Laufe des ganzen Jahres halten auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten die kulturelle Szene der Stadt wach. Berühmt sind Sarajevo Film Festival im August, Das Theaterfestival Mess im Oktober, das Jazz Fest Sarajevo Anfang November sowie das Festival Sarajevska zima im Winter, quasi als Andenken an die 14. Olympischen Winterspiele, die 1984 in Sarajevo stattgefunden haben.

Nicht nur einmal habe ich eines der vier Theater in Sarajevo besucht. Besonders schön ist der Besuch im traditionsreichen Nationaltheater. Das Theaterhaus von Narodno pozorište an der Obala Kulina bana 9 zeigt nicht nur Theaterstücke, Dramen und Komödien auf Bosnisch, sondern auch exzellente Opern- und Ballettvorstellungen. Ich erinnere mich, vor Jahren mal bei einer Opernpremiere nur fünf Euro für einen Parkettplatz ausgegeben zu haben. Die Oper von Sarajevo zeigt häufig Werke von Verdi,  Rossini und Bizet, Wiener Operette und immer wieder auch Werke der zeitgenössischen bosnischen Komponisten.


Wer noch vor oder nach dem Theater essen mag, kann das im ganzen Zentrum tun. Wer mal etwas anderes als nur pita oder ćevapi probieren möchte, dem empfehle ich ein etwas anderes Restaurant im Sarajevoer Stadtteil Višnjik. Four Rooms of Mrs.Safija/4 sobe gospodje Safije erzählt kulinarisch die Liebesgeschichte zwischen einer Bosnierin und einem Österreicher. Es gibt kreative kulinarische Entdeckungen, leckere Weine aus Herzegovina, einen exzellenten und sehr professionellen Service und ein einmaliges Ambiente, das seinesgleichen in Sarajevo sucht.


Die Nacht ist in Sarajevo sehr kurz, vor allem, wenn man bedenkt, dass der neue Tag ziemlich früh beginnt. Die erste Straßenbahn kreist von Baščaršija nach Ilidza, die bunten Märkte der Stadt werden mit frischem Obst und Gemüse beliefert, aus den Bäckereien duftet schon köstlich das erste Brot. Sarajevo freut sich vielleicht auch auf Sie.


Sarajevo, Bosnien-Herzegowina

52 Wochenendtipps für Hamburg

In Hamburg kann man am Wochenende viele Sachen machen. Hier sind einige Tipps von mir: Franzbrötchen in der Bäckerei Ihres Vertrauens kaufen, Zeitung mit Hamburg-Teil lesen, einen starken schwarzen Tee mit Kardamom in einem afghanischen Lokal trinken, einen Volkshochschulkurs zum Thema Achtsamkeit besuchen, in einem portugiesischen Café im Portugiesenviertel frühstücken, Yoga an der Alster machen, Lotto spielen und von einem Penthouse mit Blick auf die Alster träumen.

Einen der Flohmärkte besuchen, durch die Ottenser Hauptstraße bummeln, zum Mittag einen Fisch essen, Kreuzworträtsel in einem Café an der Osterstraße lösen, in einem kleinen Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen, französische Kochbücher in der Bücherei in Ihrem Stadtteil ausleihen, beim schönen Wetter an der Alsterwiese sitzen, frische Blumen im kleinen Blumenladen in der Schanze kaufen.


Eine kleine Hafenrundfahrt mit Ihren Gästen aus der Provinz machen, Kunsthalle besuchen, in eine der kleinen Galerie in der Innenstadt gehen, Freunde zum Nachmittagstee treffen, eine kleine Foto-Safari durch dich Hafencity machen, um die Alster spazieren gehen, sich am Elbstrand ausruhen.


Fahrrad fahren durch Wilhelmsburg, einen Picknick im Öjendörfer Park machen, Fenster putzen plus italienische Opernarien hören, Karten fürs Theater kaufen, in der Zentralbibliothek Dokumentarfilme ausleihen, über den Friedhof spazieren, leckeres italienisches Eis bei Orogelato in Hamm essen, ein Weinseminar im kleinen Weinladen um die Ecke besuchen.

Freunde zum Abendessen zu Hause einladen, einen Drink an der Bar in der Schanze nehmen, einen Film mit Hamburg-Thematik sehen, zum Beispiel „Das Start Gespräch“, ein Soul-Konzert an der Reeperbahn besuchen, einem Konzert im Stadtpark lauschen, Candle-Light-Dinner mit Schatzi auf dem Balkon genießen, in eine schrille Bar mit Ihrem schwulen Freund ausgehen.

Fischmarkt besuchen und dort ein Fischbrötchen essen, Brunch mit Freunden in Eimsbüttel, ein Orgelkonzert in der Kirche besuchen, an einem Kochkurs der süditalienischen Küche teilnehmen, Spaziergang beim schönen Wetter am Kaifu, grillen im Park mit der Familie, mit der Fähre nach Finkenwerder fahren, Erdbeeren im Alten Land pflücken, leckere Schokoladentorte im Café Ihrer Wahl bestellen, Gläschen gut gekühlten Wein auf der Terrasse, „Tatort“ in einer Bar an der Uni schauen, vietnamesisch oder arabisch essen gehen, bügeln und einen Lokalsender hören, einen Roman über Hamburg lesen.

Vedi Napoli…

… e poi muori! Das italienische Sprichwort bedeutet übersetzt: »Siehe Neapel und stirb!«. Seit jeher gilt Neapel als ein besonderer, ja magischer Ort, den die Italiener als ein auf die Erde gefallenes Stück Himmel sehen.

Meine erste Begegnung mit bella Napoli war vor zehn Jahren, quasi mitten in der Müllkrise, die das schöne Stückchen Italiens geradezu bis an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Mit einer Bekannte aus dem Sprachkurs war ich unterwegs an der Amalfiküste und unser Besuch in der Metropole Süditaliens sollte einer der Highlights werden. Das Gegenteil ist geschehen. Angesichts der Müllberge in den Straßen sowie der unerfreulichen Nachrichten über Kriminalität war unser Besuch sehr angespannt und alles andere als schön.

Genau zehn Jahre später dann Versuch Nummer zwei. Die Protagonisten haben sich etwas verändert, doch in den Hauptrollen sind auch diesmal Neapel und ich. Über die drittgrößte italienische Stadt hört und liest man in Deutschland fast nur negative Schlagzeilen. Die Italiener vor Ort in Kampanien, wie zum Beispiel meine Sprachlehrerin Elena und meine Gastgeberin Rosanna sprechen von Neapel in höchsten Tönen. Mein Reiseführer beschreibt Neapel als eine Stadt, in der alles möglich ist, besonders, wenn man dafür bezahlen könne. Sie gilt als eine der kriminellsten Städte in Europa, die aber auch umgeben ist von so viel Schönheit und kulturellen Highlights, dass die städtischen und regionalen Denkmalschutzämter permanent überfordert sind, sie alle instand zu halten oder gar die neu ausgegrabenen zu katalogisieren.

An diesem Samstag hat uns Neapel mit offenen Armen und dem schönsten Frühlingswetter empfangen. Wir kamen aus dem ruhigen und beschaulichen Salerno, nur eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt. Damals hat uns Neapel mit seinem Chaos und seiner Hektik direkt an der Statione centrale nahezu erschlagen. Diesmal war es anders. Eine lebendige und fröhliche Großstadt am Samstag Mittag versprühte an jeder Ecke ihre mediterrane Freude und zeigte uns ständig immer neue und neue Bilder.Am ehesten hat mich Neapel an Rom und an Split erinnert, zwei weitere Großstädte mit ihrem mediterranen Charme, doch angesichts der engen Straßen voller kleinen, bunten Läden und Wäscheleinen voller Wäsche über den Köpfen der Passanten, haben mich vierteln im historischen Zentrum an Mumbai, Kairo oder Mexiko City erinnert, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kennen. 

Ja, Neapel ist heruntergekommen, und an manchen Stellen auch abgekämpft, matt und bleich. Dennoch zeigt die Stadt im Süden Italiens an jeder Ecke ihre bunte, farbenfrohe, unglaublich lebendige und wahnsinnig junge Seite. So viele schöne Menschen habe ich seit langem nicht an einem Ort gesehen. Trotz aller Rückschläge in der jüngsten Geschichte möchte die Stadt am Golf von Neapel wieder zu einem der schönsten Häfen Europas werden. Trotz manchmal sehr bescheidenen Wohnverhältnissen in den Spanischen Vierteln westlich der farbenfrohen Via Toledo ist die Stadt sehr euphorisch und blickt in die Zukunft, ähnlich wie meine zwei Gesprächspartnerinnen von Anfang der Geschichte, optimistisch.

Mit circa 1 Million Einwohner gilt Neapel als die drittgrößte Stadt Italiens, in der Metropolregion von Neapel leben bis zu 4 Millionen Menschen. Für europäische Verhältnisse ist die Bevölkerungsdichte der Metropolregion sehr hoch. Sie lag im Jahr 2001 bei 8.566 Einwohnern pro Quadratkilometer, in Mailand hingegen nur bei 6.900 und in Rom bei 1.982. Die größte Bevölkerungsdichte erreicht der in der Altstadt gelegene Stadtteil San Lorenzo mit sogar 33.070 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Das Straßenbild der Stadt ist sehr bunt. Gerade im historischen Zentrum von Neapel sieht man die ganze Welt im Kleinen: Touristen aus aller Welt, illegale Einwanderer aus Afrika, Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Taxifahrer aus Bangladesch und Obstverkäufer aus Indien, rumänische Kellner und ukrainische Krankenpflegerinnen, und immer wieder junge Napolitaner mit ihren schönen Mandelaugen, wenn sie sie nicht gerade hinter dicken Sonnenbrillen verstecken. Trotz der Menschenmassen hatte ich den Eindruck, dass alle gut miteinander auskommen und dass das gemeinsame und friedliche Leben in dieser unruhigen Welt möglich ist.

In Neapel gibt es viel zu sehen und die Liste mit den Tipps wäre sn dieser Stelle sehr lang. Wir haben uns entschieden, die Stadt spontan und ohne Plan zu erkündigen und all das zu nehmen, was uns auf dem Weg begegnet. So waren wir nicht fixiert auf bestimmte Punkte und zeitgleich offen für viel Neues, was wir tatsächlich auch erlebt haben. An einem Stand im antiken Stadtkern habe ich frittierte Teigbällchen gegessen, lecker, salzig, kross. In einem Café unweit der Kathedrale von Neapel haben wir wundervollen sfoglie campanelle gegessen, eine neue Erfindung der Napolitaner Konditoren, die aus zwei traditionellen süßen Spezialitäten besteht: dem krossen Blätterteig in Form einer Glocke und der Füllung, die aus Babà in der Rum-Zucker-Sauce und Pistaziencreme besteht.

Der Dom von Neapel bietet für einen kurzen Moment Schutz von der Großstadthektik. In der Basilika Santa Maria Maggiore alla Pietrasanta haben wir uns die Ausstellung der 150 Meisterwerke der italienischen Kunst aus den Privatsammlungen angeschaut. Die Ausstellung der verborgenen Schätze „I tesori nascosti“ läuft noch bis zum 28. Mai 2017. 

Für Freunde der modernen Kunst lohnt sich der Besuch im Tempel der moderne Kunst, genannt auch MADRE. Museo d’arte Donnaregina im gleichnamigen Palazzo zeigt auf 80.000 Quadratmeter Neapels Werke von Jeff Koons, Anish Kapoor, Richard Serra, Mimmo Paladino und Sol Lewitt sowie internationale zeitgenössische Kunst.

Eine Besonderheit von Neapel ist die Tatsache, dass die wichtigste Einkaufsstraße der Stadt gleichzeitig auch eine Art Grenze zwischen einem der ärmsten Viertel der Stadt und dem geschäftigen Zentrum bildet. Die lange und bunte Via Toledo zieht sich von der Piazza Dante bis zum guten Salon der Stadt an der Piazza Trieste und Trentino. An ihrer Seite hat sie auf zwei Dritteln die Quartieri spagnoli, die damals vom spanischen Statthalter in Neapel erbaut wurden, um seinen Soldaten Wohnraum vor Ort zu geben. Auf der anderen Seite befindet sich die prunkvolle Galleria Umberto I, eine der ersten Einkaufspassagen dieser Art in Italien, in der man auch Konzerte Straßenmusiker mit neapolitanischen Liedgut hören kann.

Nachdem wir den traditionsreichen Teatro di San Carlo, wo viele Werke von Verdi, Rossini oder Bellini uraufgeführt wurden sowie das Palazzo Reale hinter uns gelassen haben, war es langsam an der Zeit, der wunderschönen und malerischen Stadt, auf Wiedersehen zu sagen. Oder wie die Napolitaner selbst in jenem bekannten Lied sagen: Arrivederci, bella Napoli!

So ist Hamburg! Nr.98

Was früher mal ein Kriegsbunker war, der Platz für 1000 Menschen in den Wirren des Krieges bot, ist heute ein etwas anderes Wahrzeichen von Barmbek. Im markanten runden Turm am Bert-Kaempfert-Platz befindet sich heute ein Modeladen, der junge Mode für mutige Stadtguerilleros bietet.

So ist Hamburg! Nr.46

Immer wieder schön: Das bunte Treiben auf der Bahrenfelder Straße zwischen Mercado und der „Fabrik“ in Ottensen.