Tag-Archiv | Essen

Ein Rendezvous mit Palermo

Der erste Eindruck von Palermo war schockierend: Müllberge an jeder Ecke um die Stazione centrale, merkwürdige Typen mit düsterem Blick in umliegenden Spelunken, verrückte Autofahrer, die wilder als die in Rom und Neapel fahren. Auch wenn ich durch meine Herkunft und Balkanerfahrung sehr erprobt bin, was solche Situationen angeht, war selbst ich im ersten Moment sehr erstaunt und sprachlos.

Nach dem ersten Schock erlebten wir aber auch kurz danach das komplette Gegenteil: Eine herzliche Begegnung mit unserem Gastgeber Gabriele, der uns in seiner schönen Wohnung in einem alten palazzo allerlei Tipps und Infos zu Sizilien und Palermo gegeben hat.

Auch wenn man sich beklagen könnte, dass weite Teile Siziliens unter Landflucht leiden, dass die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen mancherorts 40 bis sogar 50% ist und dass es vermutlich immer noch Verbindungen zwischen Mafia und Lokalpolitik gibt, hat uns Gabriele meist nur von optimistischen Seiten seiner Heimat erzählt und Fokus auf das Gute, Positive und Lobenswerte der größten der italienischen Regionen gelegt.

Besonders in Palermo liegen Glanz & Gloria und Elend & Armut nahe beieinander, eine Welt voller Kontraste, in der sich auch der Norden und der Süden, Europa und Afrika, mediterrane Lässigkeit neben ihrer nachlässigen Schwester treffen, ja auf einander prallen. Dazu kommt noch die italienische Lebensfreude, die gepaart mit der orientalischen Lärmkulisse der Altstadtmärkte Vucciria oder Ballarò eine besondere Mischung ergibt, weswegen man Palermo schnell mit Marrakesch oder Alexandria verwechseln könnten.

Die meisten Sizilianer sind eher von einer rustikalen Schönheit, vermutlich durch ihre immer noch sehr starke Verbindung zum Land, in und auf dem sie aufgewachsen sind. Anders als die Neapolitaner singen sie auf ihren Straßen nicht und geben sich in der Öffentlichkeit eher schüchtern und bescheiden, als ihre nördlichen Landsleute auf dem italienischen Festland. Vielleicht ein Merkmal der typischen Mentalität der Insulaner, so charakteristisch für viele Inseln am Mittelmeer?

Dafür zaubern die Sizilianer Unglaubliches in der Küche, bringen auf die Tafel die frischesten und leckersten Tomaten, die größten Fenchel oder die aromatischsten Orangen, die ich je gegessen haben, haben das größte Opernhaus Italiens und haben in Palermo eine dynamische Anti-Mafia-Bewegung, die man sich so auch in anderen Teilen der Welt wünschen kann.

Die reichhaltige und wechselvolle Geschichte der Stadt ist eng durch Griechen, Karthagern und Römer geprägt. Die große Zeit setzte mit Arabern und Normannen ein, wobei Palermos Einwohnerzahl auf über 100.000 stieg. In der bunten Metropole am Golfo di Palermo lebten außer den Nachkommen der autochthonen Bevölkerung auch Araber, Juden, Griechen und viele Afrikaner, die alle ihre Spuren hinterlassen haben – in der Küche sowie in der Architektur.

In der Innenstadt sieht man im März kaum Touristen. Wir haben ein Paar aus Hamburg kennen gelernt und vier junge Frauen aus dem früheren Jugoslawien an ihrer Sprache erkannt, am Nachmittag sogar auch eine bunte Gruppe aus der japanischen Provinz. Meine Erfahrung mit Italien war immer sehr positiv. Die Einheimischen schätzen sehr, wenn man das Interesse an ihrem Land zeigt und sich bemüht, ihre Sprache zu sprechen.

Beim Thema Deutschland erwähnen such die Sizilianer als erstes Städte wie Stoccarda (Stuttgart), Monaco (München) oder Berlino (Berlin), was mich als Hamburger, der seine Stadt liebt, immer ein wenig traurig stimmt. Dazu kommen drei Themen, für die ich mich wenig interessiere – Fussball, Bier und deutsche Autos, weswegen dann meine Gesprächspartner enttäuscht sind, weil ich keine Stereotypen über Deutsche bediene.

Unser zufälliger Bekannter in einem Café unweit des monumentalen Teatro Garibaldi erzählte uns ganz selbstverständlch über die Zerstörungen von Hamburg und Palermo im Zweiten Weltkrieg durch die Allierten, von Wagners Sommerurlauben auf Sizilien und von Gräbern der Stauferkaiser in der Kathedrale von Palermo. Mit einem dezenten Exkurs auf seine normannische Abstammung und leicht abfällige Bemerkung über den sehr sympathischen schwarzhaarigen Kellner an der Bar bekamen seine Worte eine Färbung, die man in Deutschland leicht in die rechte Ecke stellen würde.

Die Entdeckungsreise durch Palermo geht heute weiter. Historisch und kulinarisch ist sie besonders spannend, aber auch in botanischer und musikalischer Sicht. Für die Tage haben wir den Besuch in der berühmten Oper von Palermo geplant, im großen Teatro massimo, das heute ein Symbol der politischen und kulturellen Wiederauferstehung der Stadt gegen die Mafia steht. Ich freue mich sehr auf diese hinreißende Stadt, die ihre Besucher direkt mitten ins pralle Leben versetzt.

Palermo, Sizilien, Italien

Café Benedict, Berlin

Schön, dass man auch in anderen Städten Freunde hat, mit denen man spannende Plätze entdeckt. In Berlin wohnt meine Schulfreundin Regina, mit der ich jedes Mal interessante und sehenswerte Locations der Hauptstadt entdecke. Diesmal waren meine Freundin und ich im israelischen Café Benedict an der Uhlandstraße.

Das Besondere an diesem Café ist die Tatsache, dass sich hier den ganzen Tag alles ums Frühstück dreht. Egal, ob man um 10 Uhr morgens oder am Nachmittag um vier kommt: Frühstücken kann man hier immer. Die meist jüngeren Gäste, viele Touristen und Globetrotter wählen nicht nur ganz klassisch zwischen dem deutschen und dem englischen Frühstück wählen, sondern haben auch die Möglichkeit, Frühstückstypen nach israelischer, französischer oder afrikanischer Art zu probieren.

Ich habe mich für etwas ganz Neues entschieden und habe Shakshuka bestellt, eine dampfend heiße nordafrikanische Schmorpfanne mit zwei Eiern in einer pikanten Tomatensauce mit roter Paprika, die mit Sesam- und rauchiger Auverginenpaste serviert wurde. Dazu gab es einen Brotkorb mit Brötchenspezialitäten des Hauses und einen Salat vom Typ Relish.

Das besondere Ambiente regt zu interessnten Gesprächen an, und man fühlt sich inmitten von diesem Café wie im Herzen von Babylon Berlin. Das internationale Personal, bestehend aus Studenten aus Israel, Rumänien, Indonesien, Tschechien und natürlich Deutschland kümmert sich liebevoll um seine Gäste und beantwortet geduldig alle Fragen zu Getränken, Speisen und der Stadt.

An der Bar kann man gut und bequem auch alleine sitzen und sich mit seinem iPad beschäftigen, an den Tischen sitzt man zu zweit bis sechst und kann sich trotz der manchmal lebhaften Atmosphäre im Café wunderbar unterhalten.

Café Benedict, Uhlandstraße 49, 10719 Berlin

52 Wochenendtipps für Hamburg

In Hamburg kann man am Wochenende viele Sachen machen. Hier sind einige Tipps von mir: Franzbrötchen in der Bäckerei Ihres Vertrauens kaufen, Zeitung mit Hamburg-Teil lesen, einen starken schwarzen Tee mit Kardamom in einem afghanischen Lokal trinken, einen Volkshochschulkurs zum Thema Achtsamkeit besuchen, in einem portugiesischen Café im Portugiesenviertel frühstücken, Yoga an der Alster machen, Lotto spielen und von einem Penthouse mit Blick auf die Alster träumen.

Einen der Flohmärkte besuchen, durch die Ottenser Hauptstraße bummeln, zum Mittag einen Fisch essen, Kreuzworträtsel in einem Café an der Osterstraße lösen, in einem kleinen Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen, französische Kochbücher in der Bücherei in Ihrem Stadtteil ausleihen, beim schönen Wetter an der Alsterwiese sitzen, frische Blumen im kleinen Blumenladen in der Schanze kaufen.


Eine kleine Hafenrundfahrt mit Ihren Gästen aus der Provinz machen, Kunsthalle besuchen, in eine der kleinen Galerie in der Innenstadt gehen, Freunde zum Nachmittagstee treffen, eine kleine Foto-Safari durch dich Hafencity machen, um die Alster spazieren gehen, sich am Elbstrand ausruhen.


Fahrrad fahren durch Wilhelmsburg, einen Picknick im Öjendörfer Park machen, Fenster putzen plus italienische Opernarien hören, Karten fürs Theater kaufen, in der Zentralbibliothek Dokumentarfilme ausleihen, über den Friedhof spazieren, leckeres italienisches Eis bei Orogelato in Hamm essen, ein Weinseminar im kleinen Weinladen um die Ecke besuchen.

Freunde zum Abendessen zu Hause einladen, einen Drink an der Bar in der Schanze nehmen, einen Film mit Hamburg-Thematik sehen, zum Beispiel „Das Start Gespräch“, ein Soul-Konzert an der Reeperbahn besuchen, einem Konzert im Stadtpark lauschen, Candle-Light-Dinner mit Schatzi auf dem Balkon genießen, in eine schrille Bar mit Ihrem schwulen Freund ausgehen.

Fischmarkt besuchen und dort ein Fischbrötchen essen, Brunch mit Freunden in Eimsbüttel, ein Orgelkonzert in der Kirche besuchen, an einem Kochkurs der süditalienischen Küche teilnehmen, Spaziergang beim schönen Wetter am Kaifu, grillen im Park mit der Familie, mit der Fähre nach Finkenwerder fahren, Erdbeeren im Alten Land pflücken, leckere Schokoladentorte im Café Ihrer Wahl bestellen, Gläschen gut gekühlten Wein auf der Terrasse, „Tatort“ in einer Bar an der Uni schauen, vietnamesisch oder arabisch essen gehen, bügeln und einen Lokalsender hören, einen Roman über Hamburg lesen.

Restaurant Piccobello, Hamburg

Klassischer Italiener ohne Überraschungefekt – das ist der Piccobello in Uhlenhorst. Ganz ehrlich aber: so mag man in Deutschland doch die italienischen Restaurants, oder? Meine Schwester und ich waren neulich dort, völlig unerwartet und eigentlich ohne großen Hunger. Wir wurden sehr nett und freundlich empfangen, vielleicht auch leicht an der Grenze zur Übertreibung.
Da wir keinen großen Hunger hatten, kamen für uns nur einfache Gerichte in Frage. Die Wahl war schwierig, da die Karte ziemlich opulent bestückt war, allerdings auch ohne große Überraschungen – alles Klassiker, also. Wir haben uns für Pasta entschieden, die Wahl fiel auf leckere Tortellini mit Kürbis-Füllung, die ich so aus Italien kenne und somit auch einen Vergleich hatte. Der Koch in Piccobello beherrscht auf jeden Fall sein Handwerk. Die Nudeln waren frisch und angenehm im Mund, und die Füllung köstlich, auch wenn sie für mein Geschmack leicht zu süß war. Die Salbeisoße war ein Traum: köstlich, würzig, herb, mediterran, gerade so wie sie auch sein sollte! Der Weißwein, den wir uns selbst ausgesucht haben, passte dazu leider nicht. Wir haben uns für einen einfachen Vino di casa entschieden, einen Wein aus Montepulicano, der uns unspektakulär schmeckte und an beinahe wie eine Weinschorle schmeckte. Das Brot war lecker und frisch, und bekommt von mir Pluspunkte.

Das Ambiente des Restaurants war in Ordnung, und im Hintergrund lief alles von Adriano Celentano bis Ricchi e poveri, also italienische Klassik pur, die jeder Italienliebhaber auswendig kennt und mitsingen kann. Ebenso klassisch wirkten auch die Gäste, zu denen auch einige Hamburger Promis wie Otto Waalkes gehören. Sie alle scheinen zufrieden mit ihrem Essen zu sein – ohne viel Schnickschnack und ohne überflüßiges Trara. Ein klassischer Italiener eben.

Restaurant Piccobello, Schenkendorfstr. 30, 22085 Hamburg

IMG_0261.JPG

London Food

Die Stadt, die sich mit New York darüber streitet, welche bunter und internationaler ist, bietet in kulinarischer Hinsicht das beste Beispiel ihrer Weltoffenheit. In London kann man nicht nur typisch englische Spezialitäten wie Fisch & Chips, Yorkshire pudding oder Sunday roast probieren, sondern vor allem viele internationale Spezialitäten aus aller Welt. Besonders Migranten aus früheren britischen Kolonien, speziell aus Indien, Bangladesch und Pakistan, sowie aus afrikanischen Ländern haben dazu beigetragen, dass sich die englische Küche verändert hat und sich mehr der Welt geöffnet hat. Somit ist sie heute auf ein vergleichsweise hohes Niveau zurückgekehrt – ihre Liebhaber sagen auch dort wo ihr Platz eigentlich schon immer war. Im Alltag bedeutet das, dass die typisch englische Küche zugunsten einer breiteren, post-kolonialen Identität auf Rückzug ist. Heutige Lieblingsgerichte der Engländer sind meist italienischen oder asiatischen Ursprungs. Dazu zählen z. B. Pizza und Lasagne, sowoe unterschiedliche Salate, aber auch das sehr beliebte Chicken tikka masala, ähnlich wie mit Cous-cous in Frankreich, der Inbegriff einer neuen englischen Küche.

IMG_9550.JPG

IMG_9567.JPG

IMG_9558.JPG

IMG_9568.JPG

IMG_9563.JPG

IMG_9554.JPG

IMG_9556.JPG

IMG_9562.JPG

IMG_9557.JPG

IMG_9565.JPG

IMG_9555.JPG

IMG_9553.JPG

IMG_9569.JPG

IMG_9552.JPG

IMG_9564.JPG

IMG_9566.JPG

Portobello Road Market, London

Ein bisschen wie Déjà-vu war das, was ich gestern in Notting Hill erlebt habe. Denn einer der bekanntesten Flohmärkte, der jeden Samstag in diesem Londoner Stadtteil statt findet, hat mich sehr an meine Samstage am Schanzenfest in Hamburg mit meiner guten Freundin Rohja erinnert. Nur mit dem Unterschied, dass ich gestern fast 1000 km von Hamburg entfernt war, dass der Markt Portobello Road Market hieß und dass ich statt mit Rohja mit meinem Kollegen Jonas unterwegs war. Die Meinungen, die ich zu Portobello Road Market gehört habe, waren im Vorfeld sehr unterschiedlich. Es gab welche, die meinten: das wäre ein kitschiger, abgedroschener Wochenmarkt, auf dem man alte Sachen verkauft, und es gab wiederum die anderen, die behaupteten, der Portobello Road Market sei ein toller Mix der Kulturen, wo man ganz viele Retro-Sachen finden kann. Diese unterschiedlichen Meinungen haben mich ein wenig ins Grübeln gebracht, so dass ich meine Erwartungen mit der Zeit nach unten korrigiert habe. Was ich aber gestern im Notting Hill gesehen habe, war eine schöne und entspannte Mischung, die verbunden mit Schlendern, Anschauen, Probieren, Kaufen und Genießen war.

Dabei gibt es zwei relativ unterschiedliche Teile vom Portobello Road Market: Den unteren, der sich in der Nähe der Tube-Station Ladbroke Grove befindet und den oberen der näher an das Stadtteilzentrum reicht. Unseren Spaziergang über den Portobello Road Market haben wir am unteren Ende angefangen. Dort erwartet den Besucher allerlei Krimskrams aus aller Welt: selbst aufgenommene CDs, billige Sonnenbrillen, Schlüsselanhänger aus China, Schals aus Bangladesch und Ledertaschen, die irgendwo zwischen Pseudo und Kitsch anzusiedeln sind. Wenn man weiter Richtung Süden und Richtung Notting Hill Gate läuft, wird es immer schöner und interessanter. In der Mitte des Marktes befinden sich auch zahlreiche Essstände, mit Spezialitäten aus aller Welt. Ähnlich wie auf der Flohschanze kann man hier leckere türkische Pita mit Spinat, italienische Focaccia, spanische Tapas, portugiesische Pasteis de natas, karibisches Food und deutsche und ungarische Würstchen probieren. Viele trinken dabei frisch gepresste Fruchtsäfte oder, wie Jonas und ich, probieren erfrischendes Kokoswasser direkt aus der Nuss. Auf dem südlichen Ende von Portobello Road findet man dann tatsächlich antike Sachen und Retrozeug wie zum Beispiel alte Postkarten, Poster, Kühlschrankschilder, modische Kleidung aus den 1970er und 1980er, Original-Schallplatten von The Beatles Silber und allerlei anderen Kram aus einer anderen Zeit.

Portobello Road Market , samstags, Portobello Road, London, Vereinigtes Königreich

20140803-105743-39463300.jpg

20140803-105742-39462554.jpg

20140803-105743-39463936.jpg

20140803-105744-39464794.jpg

20140803-105746-39466232.jpg

20140803-105745-39465511.jpg

20140803-105746-39466776.jpg

Split in neun Stunden

Split Panorama

Split Panorama

Neulich fragte mich eine gute Freundin, was ich ihr in Split empfehlen kann. Hm, schwierige Aufgabe, zumal Split mit Recht als eine der schönsten und spannendsten Städte an der ganzen Adria gilt. Als Kenner und Liebhaber der Diokletinasstadt habe ich ihr mein Split in neun Stunden empfohlen, eine Express-Erkundung der größten dalmatinischen Stadt und ein The best of weit weg von klassischen touristischen Pfaden. Hier meine Tipps:

Der Kampanile der Kathedrale von Split

Der Kampanile der Kathedrale von Split

Was sich immer lohnt, ist der Blick von oben, aus den Bergen, besonders wenn man aus dem Norden kommt. Man lässt hinter sich saftige und grüne Täler und Berge Bosniens, sowie die steinigen Dolinen vom dalmatinischen Hinterland, und auf einmal öffnet sich vor Ihnen – Split, die schönste Stadt an der Adria, ganz getüncht in Weiß der alten Palazzi und neuer sozialistischen Hochhäuser in Split 3, sowie das schönste Blau der Adria.

20140315-005445.jpg

Pazar, der Markt von Split

Wenn ich aus Livno, meiner Heimatstadt in Bosnien, komme, erlebe ich jedes Mal dieses tolle Gefühl des Ankommens im mediterranen Herzen von Split. Meine erste Station in dieser alten Stadt ist meisten ihr bunter Markt, auch Pazar genannt. Er befindet sich direkt in der Bahnhofnähe, auf dem Weg zum antiken Diokletianspalast. Hier kann man beim schönen Wetter wunderbar schlendern und sich die leckersten regionalen Produkte anschauen oder kaufen. Letztens habe ich hier getrocknete Feigen aus Herzegowina gekauft, die besonders gut zu Walnüssen passen. Beliebt sind hier auch: Kräuter, Schnäpse, sehr teures einheimisches Olivenöl, Käse aus dem dalmatinischen Hinterland oder südlichen Regionen Bosniens, Honig. Sve je domaće, alles ist hausgemacht, antworten die Bäuerinnen oder Spalatinerinnen, und schwören in die gute Qualität ihrer Produkte.

20130721-194400.jpg

Der Sommer auf dem Tisch

Am anderen Ende vom Markt, eigentlich am östlichen Eingang zum Diokletianspalast, kaufe ich regelmäßig Lavendel. Der kommt meistens von der kroatischen Insel Hvar und hat eine lange Tradition in Südosteuropa. Hier gibt es Lavendel in kleinen Fläschen oder in Form von kleinen geflochtenen Bouquetts. Die sind zwar mit 3-5 € nicht besonders billig, aber eine schöne Erinnerung an die Zeit in Dalmatien.

Badestrand Bačvice

Badestrand Bačvice

 Meine letzten Besuche in Split habe ich statt am Pazar am nahe gelegenen Strand von Split gestartet. Fünf Minuten vom Stadthafen und dem Bahnhof von Split befindet sich die erste der vielen kleineren Buchten der Stadt – der sehr beliebte Badestrand Bačvice. Von hier aus kann man in Morgenstunden Richtung Südosten weiter spazieren und die Nähe der Adria mit seinem Wellengang oder seiner Stille genießen. Auf dem Weg stehen immer wieder kleinere Cafés, von wo man aus einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Insel Brač hat. Hier bietet es sich an, den ersten Cappuccino des Tages zu trinken. Die Dalmatiner sind auf ihrer Adriaseite wahre Meister in Zubereitung der leckersten italienischen Kaffeespezialitäten. So kann man mittlerweile in ganz Split Cappuccino und Latte macchiatto in einer sehr guten Qualität trinken, selbst in kleinsten Cafés. Mein Lieblingslokal für den perfekten Kaffeegenus, aber auch für die kleinen Kuchen ist das kleine Bistro Bobis, gelegen direkt an der Strandpromenade Riva. Dort soll man unbedingt auch kremšnite, eine Art Blätterteigkuchen mit Vanille-Creme probieren. Im Sommer ist besonders menažerija beliebt. Das sind kleine Küchlein in Tierform, geformt als Ente, Hase, Pinguin oder Schweinchen, und zeitgleich auch eine Erinnerung aus meiner Kindheit. Lecker und typisch für mediterrane Küchen ist auch der mandulat, eine Spezialität aus Mandeln, Vanille und ganz viel Honig.

20140315-225237.jpg

Vor dem Buffet Dioklecijan

Zum Essen kann ich in Split drei Lokale empfehlen. Hier habe ich in letzten zwei Jahren gut gegessen; Wichtig war es mir, dass sie authentisch sind, dass das Essen gut ist und dass ich mich hier wohl gefühlt habe. Ihr Ambiente ist nicht für jederman und nicht für jede Zielgruppe. Anbei ein kurzer Überblick:

20130721-194353.jpg

Blick von der Hafenpromenade

Dioklecijan, Dosud 9 (im Diokletianspalast) – ein simpler und bei Einheimischen sehr beliebter Imbiss, in dem vor allem ältere Spalatini in der Mittagszeit einfache, rustikale Gerichte aus Dalmatien und Bosnien essen, z.B. Gulasch, Bohnen, Polenta. Der Wein ist hausgemacht, ebensogut pršut und Käse (zwischendurch). Treffpunkt meist für Männer – von Journalisten bis zu den letzten Fischern von Split. 

* Buffett Kod Fife, Trumbićeva obala 11, direkt an der Strandpromenade Riva, westlich, Richtung Park-Berg Marjan und Hotel Marjan. Mittlerweile sehr touristisch, vor allem im Sommer, aber ebenso wie Dioklecijan findet man hier gutes, einfaches, rustikales Essen zu relativ normalen Preisen.
20140315-005520.jpg

In der Alstadt von Split

* Konoba Varoš, Ban Mladenova 7 (nicht weit von Fife), ist etwas feiner und etwas für Gäste, die für ihr Geld nicht nur den Geschmack, sondern auch das Aussehen bekommen möchten. Diese Konoba ist eher  konzipert als ein Restaurant: Man sitzt im schönen Ambiente, das auch seinen Preis hat. Hier kann man einfache Fischgerichte in mehreren Variationen essen, ebenso lecker ist der Mangoldsalat. Die Gastgeber sind nett und dezent.

20140315-231503.jpg

Marjan

Von hier aus kann man beim schönen Wetter einen Spaziergang durch den Stadtteil Varoš, Richtung Park-Berg Marjan machen. Marjan eignet sich allerdings nicht nur für ausgedehnte Spaziergänge – mit einem majestätischen Blick auf die Adria und die benachbarten Inseln um Split, sondern auch für Sport.

20140315-005220.jpg

Prokurative, Austragungsort des berühmten Musikfestivals von Split

In acht Stunden sind Marjan und Besuch in einem der Museen oder Galerien der Stadt definitiv nicht dabei, versuchen aber kann man es trotzdem. Interessant sollen das Archäologische Museum, sowie die monumentale Galerie Meštrović sein, die eine Vielzahl der Werke des bekanntesten kroatischen und jugoslawischen Biuldhauer Ivan Meštrović beherbergt. Sollte man in Split noch Zeit am Abend haben, bietet es sich an, auch das kroatische Nationaltheater Split, kurz HNK genannt, zu besuchen. Trotz der Krisenstimmung und des ständigen Unmuts bezüglich der Intendanten kann man abends hier teilweise gute und interessante Drama-, Oper- oder Ballett-Vorstellungen besuchen. Adresse: Trg Gaje Bulata 1, hinter dem Diokletianspalast (großes gelb-weißes Haus).

20140315-005257.jpg

Riva

Zum Shoppen gibt es in Split viele Möglichkeiten. Der Mainstream und diejenigen, die sich das leisten können, kaufen in riesigen Einkauszentren und Shopping Malls am Rande der Stadt, die man so auch überall in der Welt findet – unpersönlich, steril, lieblos. Etwas charmanter ist dagegen Marmontova ulica im Zentrum der Stadt, allerdings auch sie größtenteils mit Filialen der internationalen Konzerne. Da ich gerne Bücher, CDs und Schallplatten kaufe, bin ich hier meistens nicht richtig. Die Zahl der guten Platten- und Bücherläden ist auch in Split drastisch zurück gegangen, doch ein paar findet man selbst im überteuertem Stadtzentrum. Die Bücher über Split und Dalmatien, teilweise auch in Deutsch und Englisch gibt es auf dem Narodni trg, im Volksmund auch als Piazza genannt. Hier befindet sich eine der wenigen Buchhandlungen der Stadt, die von Profil/Mozaik.

20140315-005330.jpg

Piazza von Split

Ein Steinwurf entfernt, ebenso auf der Piazza, befindet sich auch der Laden von Croatia Records, wo man Original-CDs der kroatischen und regionalen Künstlern kaufen kann. Typisch für Dalmatien sind männliche, weibliche oder gemischte Vokalensembles, auch klapa genannt. Besonders beliebt sind klapen „Rišpet“, „Cambi“, „Bonaca“, „Maestral“, „Maslina“ oder (mješovita/gemischte) klapa „Filip Dević“ aus Split.

20140315-005650.jpg

Adio, Splite!

Den Aufenthalt in Split habe ich letztes Mal in der Bonbonnière Kraš abgeschlossen. Der größte Schokoladen- und Kekshersteller in ganz Ex-Jugoslawien, Kraš aus Zagreb, hat auch auf der Piazza von Split einen Laden, in dem man Pralinen, Bonbons, Kekse und andere Süßigkeiten kaufen kann. Meine Favoriten sind kleine schokolierte Puffreiskörner, sowie die Pralinen der Sorte „Novela“ mit Haselnuss in einer leckeren Karamellcreme.

Zum Schluß vielleicht noch ein letzter Drink an der Strandpromenade Riva mit dem Blick auf die Adria, und Adio, Splite!

 

Hej Papa, Hamburg

20140420-012522.jpgÜber diesen netten Laden in der Hamburger Neustadt habe ich oft Gutes gehört und ich wollte es deshalb selbst neulich entdecken, zumal Hej Papa genauso gut zu New York City von meinen besten TV Freundinnen Carrie & Miranda aus Sex and The City passen würde. Der Tag war allerdings grau und hamburgisch kühl, so dass ich nicht ganz den eher kühlen Charme des Ladens geniessen konnte – da wäre mir lieber eine warme, kuschelige Ecke im Café Unter den Linden oder im Café Knuth. Trotzdem war es schön und interessant in so einem für Hamburger Verhältnisse kreativen Laden zu sein. Die Gäste scheinen wohl die Leute aus den umliegenden Büros und Ateliers zu sein: Medien, Kunst, Architektur, die hier ihre Mittagspause verbringen. Keiner – hatte ich den Eindruck – bleibt länger als ca. eine Stunde, weshhalb die Gäste unter der Woche schnell wechseln und es hier nie zu ruhig und langweilig wird.
Die Karte ist klein und überschaubar, hat etwa sechs bis sieben Gerichte und für jeden Geschmack etwas. Angeblich kann man in Hej Papa auch leckere Suppen essen, heute habe ich allerdings keine gesehen, obwohl es wohl regelmässig welche geben sollte. Dafür habe ich einen wirklich sehr leckeren und knackigen Salat mit einer Scheibe köstlichem Ziegenkäse auf Apfel gegessen, während meine Begleitung den Quiche mit Auberginen, Kürbis, Hackfleisch und weiterem Gemüse bestellt hat. Für mehr hatten wir leider keine Zeit, aber sehr ansprechend sahen auch das Brot und die Kuchen aus.
Total nett fand ich die drei älteren Herrschaften – zwei Damen und einen Herren, die sich sehr liebevoll um das Essen und um die Gäste gekümmert haben. Es schien mir so, als ob sie sich mit diesem Projekt eines ihrer Jugendträume erfüllt haben. Auch wenn sie mehr dem leckeren Essen als den sehr mit sich selbst beschäftigten Gästen zugewandt waren, fand ich sie ausgesprochen freundlich. Sie geben dem Laden die Wärme, die man sonst in den eher kühlen weißen und grauen Wänden vermisst. Neben dem Essen und dem Regal mit ausgesuchten französischen, schwedischen und deutschen (Edel)Produkten noch ein Grund Hej papa zu besuchen.

Hej Papa, Poolstr. 32, 20355 Hamburg

 

Mercato Venezia, Hamburg

20140416-155814.jpgMeine Jahre in Eimsbüttel sind zwar lange passé, doch die Liebe zu Venezia ist geblieben. Ich fühle mich in diesem netten, kleinen Laden am Eppendorfer Weg immer sehr wohl. Besonders an kalten, grauen Tagen komme ich gerne hierher, um meine Sehnsucht nach Italien zu stillen. Der Laden ist echt, das Personal superfreundlich und entspannt. Meistens bin ich in der Mittagszeit hier, in letzter Zeit leider viel zu selten, aber immer noch mit großer Freude. Die nicht all zu große Tageskarte bietet allerlei leckere Sachen aus Italien an, mein Favorit ist allerdings immer und nur die Pasta! Wow, was für schöne, leckere Sachen ich hier in den letzten 14 Jahren gegessen habe, Das sind wirklich Offenbarungen der italienischen Küche, nichts Verrücktes, Prätentiöses, sondern gute Sachen wie bei Mamma! Der cappuccino schmeckt wie in Italien, ohne Experimente und chi-chi, ganz klassisch wie ein richtiger cappuccino auch schmecken sollte. Er rundet alles ab, und bringt dich frisch, gut gelaunt und gesättigt in die kühle Welt da draußen.

20140416-155820.jpgMit Venezia verbinde ich nicht nur meine schöne Zeit in Eimsbüttel, sondern auch etliche Mittage mit meinen Freunden hier: die Studentenzeit, als ich mit meiner besten Freundin Teller Pasta geteilt habe oder den letzten Umzug, als ich meine vier Freunde, die mir beim Umzug geholfen haben, zu einem letzten Teller in Eimsbüttel eingeladen habe. Das sind Momente, die dich dein Leben lang begleiten und als eine schöne Erinnerung für immer bleiben.

Mercato Venezia, Eppendorfer Weg 87, 20259 Hamburg

 

 

Restaurant Christos, Hamburg

Relativ spät waren wir heute Abend bei Christos in Eimsbüttel, auch wenn unser Gastgeber eigentlich Dimitri hieß. Der große Chef war schon zu Hause, und Dimitri hielt die Stellung mit seinen zwei sehr netten Kolleginnen und dem sehr versierten und flinken Koch. Das kleine Team an der Osterstraße hat dazu beigetragen, dass die heutige Premiere in diesem griechischen Restaurant voller Erfolg wird. Eigentlich bin ich an Christos jahrelang vorbeigegangen, ohne mich (alleine) da reinzutrauen, doch das lange Warten hat sich gelohnt.

Als wir heute Abend unseren Gästen aus dem Süden etwas besonderes Kulinarisches anbieten wollten, war die Wahl ziemlich schwierig. Nicht dass wir uns nicht entscheiden konnten. Das Problem war es, dass die Auswahl der guten Restaurants am Sonntag Abend nach neun in Hamburg sehr begrenzt war und die Suche glich dem Sechser im Lotto. Die meisten Restaurants, die ich kontaktiert habe, waren entweder bereits geschlossen oder waren dabei, in wenigen Minuten zu schließen. Die Idee mit Christos kam wie die Rettung.

Lange habe ich mich gefragt, wann ich endlich meinen Lieblingsgriechen in Hamburg entdecke, der meinen Ansprüchen reicht, und der gut, authentisch und nicht zu teuer ist. Die griechische Küche hat ähnlich wie alle anderen Balkanküchen in Deutschland immer noch einen falschen Ruf, der aus der Zeit der Gastarbeiter und der 1970er Jahre stammt. Demnach sind die Balkanrestaurants, egal ob Griechen, Türken oder Ex-Jugoslawen, ein wahres Eldorado der Fleischfreunde, die gerne auch billigen Wein oder Schnaps von den Mittelmeerküsten zu günstigen Preisen und einheimischer Pseudofolklore genießen.

Einige Restaurants fahren tatsächlich immer noch diese Schiene – der Christos zum Glück nicht. Man hat hier trotzdem das Gefühl, in einem griechischen Restaurant irgendwo im Hafen von Thessaloniki oder Piräus zu sein. Abgesehen von der Weinkarte, die viele Weine aus Italien, Deutschland und anderen Ländern verzeichnet, ist die Speisekarte durch und durch griechisch, und dass ist wirklich gut so.

Die Wahl fiel uns schwer, zumal auf der Karte etliche interessante und lecker klingende Speise standen. Christos soll wohl besonders wegen seiner mesèdes bekannt und beliebt sein. Das sind griechische Vorspeisen und Antipasti, die laut eigener Auskunft mehr als einfache Appetitanreger sind. In griechischen Kaffeehäusern, wo sie ihren Ursprung haben, wurden sie als Zeichen der Gastfreundschaft angeboten und zu jeder Jahreszeit gerne gegessen. Dazu trinkt man normalerweiseDdchnaps oder Wein. Wir haben uns für diverse Vorspeiseteller entschieden, die sowohl maritime, als auch vegetarische Köstlichkeiten enthielten: diverse Brotaufstriche wie taramà, Fischrogencreme oder skordaljà, Kartoffelmus mit Knoblauch, gegrillte und panierte Kalamari, gàwros, kleine frittierte Fische, Oliven, Schafskäse oder eingelegte Champignons oder piperjès, kleine gebratene Paprika, bekannt auch als pimientos in Spanien. Besonders lecker und von seiner Konsistenz eher Hauptgericht als Vorspeise waren manitàrja jemistà, mit Frischkäse gefüllte Champignons in einer leckeren und pikanten Tomatensoße, mmmhhh! Auch wenn ich generell kein großer Freund von Pilzen bin, hat dieses Gericht göttlich geschmeckt.

Relativ kurz nach den Vorspeisen kamen auch unsere Hauptspeisen. Ich habe mich für ein vegetarisches Gericht entschieden, das auf der Karte etwas anders war als auf dem Teller. Beim briam erwartete ich eine Art vegetarischer Mousaka mit Auberginen, Zucchini und Tomaten. Der Koch hatte allerdings eine andere Idee, und so bekam ich eine wunderbare vegetarische Version vom Gulasch, die aus knackigen Brechbohnen, saftigen Auberginen und ein paar wenigen Kartoffelstücken in einer pikanten, kremigen Tomatensoße bestand. Das Ganze wurde im Ofen gebacken und konnte je nach Geschmack der Gäste auch mit Schafskäse verfeinert werden. Auch seine saftigen und satten Farben vom Tomatenrot und Bohnengrün machten das Gericht besonders appetitlich. Das hat mir sehr gut gefallen. Probiert habe ich ebenso einen Lammspieß, der saftig und aromatisch im Geschmack war; Auch dazu gab es knackige Brechbohnen, ganz leicht gekocht, sowie selbst gemachte Pommes.

Für mehr war am Ende kein Platz mehr da, weil wir alle sehr satt waren. Auch wenn die Karte noch einige lecker klingende Desserts verzeichnete, wie z.B. griechischen Joghurt mit Honig und Wallnuss oder lukumàdes, kleine Teigbällchen, die mit Eis serviert werden, war nach dem letzten Bissen der Hauptspeisen Schluss für heute Abend. Der nächste Besuch bei Christos liegt ganz bestimmt in sehr naher Zukunft.

Restaurant Christos, Osterstraße 2, 20259 Hamburg

20140407-024342.jpg

20140407-024350.jpg

20140407-024355.jpg

20140407-024402.jpg

20140407-024408.jpg