Promenaden in Palermo
Den sonnigen und warmen Nachmittag im italienischen Palermo habe ich heute damit verbracht, das bunte Treiben auf den malerischen Straßen der größten sizilianischen Stadt zu beobachten und die Passanten darauf zu fotografieren. Entstanden sind einige ungewöhnliche und interessante Motive, die das Promenieren der Palermitaner und der Gäste ihrer Stadt auf Via Maqueda, zwischen Quattro canti und rund um das monumentale Teatro massimo dokumentieren.
Palermo, Italien
Schöne Tage in Lissabon
Seit meinem ersten Besuch hier im Jahr 2002 gehört Lissabon neben Hamburg und Rom zu meinen Lieblingsstädten auf der ganzen Welt. In der portugiesischen Hauptstadt war ich mittlerweile dreimal und jedes Mal war es unvergesslich und schön. Die Stadt am Tejo besticht nicht nur durch den unverwechselbaren Charme, sondern auch durch eine nette und entspannte Lebensart, die ich im Norden manchmal vermisse. Hinzu kommt noch die bekannte saudade, eine besondere Art portugiesischer Sehnsucht, die mit Melancholie und Schmerz, aber auch mit Fatalismus gepaart ist.
Lissabon Ende Oktober zeigt sich von seiner schönsten Seite, und das zu einem Zeitpunkt, der normalerweise regnerisch, windig und auch stürmisch sein kann. Die Stadt erlebt gerade ihren zweiten Hochsommer, mit sonnigen und heiteten Tagen sowie Temperaturen bis 30 Grad. In dieser Jahreszeit wirkt Lisboa, die Schöne am Tejo besonders malerisch, und die Touristen aus allen Herren Ländern verewigen sie dauernd und auf jeder Ecke auf ihren Fotos.
Im Gegensatz zu meinen ersten zwei Besuchen, als ich im Szeneviertel Bairro Alto gewohnt habe, wohne ich diesmal im Altstadtviertel Alfama auf der anderen Seite der Stadt. Mein Wunsch, weit weg von den lauten Bars und Straßen voller besoffenen Touristen zu wohnen, am besten noch ruhig und authentisch unter Einheimischen, ist leider nur zum Teil in Erfüllung gegangen.
Das alte maurische Viertel Alfama, das sich zwischen der Kathedrale Sé, der Burg Castelo de São Jorge und dem Panteão Nacional befindet, hat inzwischen sein Gesicht verändert, nicht nur positiv. Frisch sanierte Häuser mit farbenfrohen Fassaden und kleine schattige Höfe mit lila blühenden Bäumen dienen vermehrt dem explodierenden Massentourismus und den Gästen zahlreicher Ferienwohnungen, die in dieser Zahl vor achteinhalb Jahren, als ich hier zuletzt war, nicht gab.
Alfama wirkt zwar sehr charmant, zugleich aber auch ziemlich touristisch. Mein Eindruck ist es, dass die Einheimischen aus ihren traditionellen Wohnquartieren, die sie seit Generationen bewohnen, verdrängt werden und – wenn sie nicht in der Tourismusbranche tätig sind – zum Teil auf der Strecke bleiben.
Vieles ist für die Touristen da: Cafés, Restaurants, kleine Lebensmittelgeschäfte, Souvenirshops, Weinläden. Einige sind spezialisiert für die Passagiere der riesigen Kreuzfahrtschiffe, die wie die riesige Wohnblöcke vor der historischen Kulisse von Alfama anlegen. In dieser Hinsicht ähnelt Lissabon Barcelona, Venedig, Dubrovnik oder Split.
Besonders zahlreich sind die Touristen aus dem europischen Ausland: Franzosen, Spanier, Italiener sowie erstaunlich viele Touristen aus den früheren jugoslawischen Republiken. Junge Briten und Iren bevölkern die Bars von Bairro Alto, gut betuchte Touristen aus Deutschland, der Türkei oder Japan sieht man in den benachbarten Badeorten Cascais und Estoril.
Wenn sie nicht unter der Finanzkrise leiden oder womöglich ihr Brot im Ausland verdienen, arbeiten viele Bewohner Lissabons, besonders die jüngeren unter ihnen in der Tourismusbranche. Im Gegensatz zum Jahr 2002, als kaum einer von ihnen Englisch sprach, sprechen heute die meisten von ihnen ein gutes Englisch. Französisch ist traditionell bei den älteren Portugiesen als Zweitsprache verbreitet, Spanisch sprechen zudem die meisten wegen der sprachlichen und geografischen Nähe zum Portugiesischen und zum Portugal.
Lissabon hat viel zu bieten und hier kann man viel sehen. Man kann die mediterrane Lebensart auf Plätzen und Straßen dieser unglaublich lebendigen Stadt genießen oder in zahlreichen kleinen Pastelarias und Cafés leckere pastel de nata, kleine Vanilletörtchen im Blätterteig probieren und galao, den portugiesischen Milchkaffee trinken.
Die Stadt bietet als Zentrum des portugiesisch-lusitanischen Kulturkreises und als die aktuelle Hauptstadt der ibero-amerikanischen Kultur eine Vielzahl an Events jeglicher Art: Theatervorstellungen, Lesungen, Bücherpromotionen, Konzerte, Ausstellungen. Über sie wird auf vielen Internetportalen und auf Seiten der Stadtzeitschriften berichtet, u.a. in der portugiesischen Ausgabe des Londoner Magazins „TimeOut“.
Street Art ist eine neue Form der Kunst im öffentlichen Raum, die man besonders in Szenevierteln Alfama und in Bairro Alto beobachten kann. Sie hält Schritt mit ähnlichen Tendenzen in anderen europäischen Metropolen, auch wenn sie manchmal auch typisch Lissaboner Charakter hat, insbesondere wenn es darum geht, den Massentourismus in Frage zu stellen.
Den Abend ausklingen kann man beim Besuch in einem der Restaurants der Stadt, wo man traditionelle Fischspezialitäten des Landes probieren kann. Manche Lokale, besonders diejenigen in Alfama haben auch traditionelle Musik Fado live im Angebot. Mit einem Glas vinho verde oder vinho tinto lässt sich der Tag in Lissabon gut abschließen.
Lissabon, Portugal
Belgrade by Night
Die Metropole Südosteuropas an der Mündung von Save in Donau öffnet vermehrt wieder ihre Toren Touristen aus aller Welt. Belgrad präsentiert sich im Abendlicht als eine schöne und interessante Stadt, die auch nachts nicht schläft.
Belgrad, Serbien
Die serbisch-orthodoxe Michaelskathedrale (Saborna crkva) mit ihrem barocken Turm Die Residenz der Fürstin Ljubica (Konak kneginje Ljubice) in Kosančićev venac ist ein schönes Beispiel der serbisch–osmanischen Architektur aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Immer voll und immer fröhlich: Zentrale Fußgängerzone Knez Mihajlova ulica mit zahlreichen Geschäften, Galerien und Kulturzentren, Straßenmusikern und Touristen aus aller Welt
Das Nationaltheater (Narodno pozorište) am Platz der Republik ist nicht nur das Zuhause eines Drama-Ensemble, sondern beherbergt auch weitere zwei Ensembles, die mehrmals pro Woche erfolgreiche Ballett- und Opernproduktionen auf der großen Bühne zeigen
Wenn man vom Boulevard Terazije links in den Boulevard kralja Aleksandra abbiegt, kommt man zum Prachtbau des ehemaligen jugoslawischen Parlaments aus den späten 1930ern, in dem heute serbische Parlamentarier tagen.
Schräg gegenüber befindet sich der alte Königshof (Stari dvor) der serbischen Königsfamilie, in dem heute die Bürgerschaft der Stadt Belgrad untergebracht ist. Hier war ich vorgestern bei einem Konzert der besten Studenten der Belgrader Musikakademie
24 Stockwerke hoch ist das Gebäude Belgraderin (Beograđanka), nach einem Entwurf von Branko Pešić 1969-1974 umgesetzt
In Skadarlija zeigt Belgrad besonders sein Herz. Hier kann man traditionelle Spezialitäten der Balkanküche in zahlreichen kleinen Restaurants probieren und dabei Musikern zuhören, die ihre Liebersballaden besonders gefühlvoll dabieten
52 Wochenendtipps für Hamburg
In Hamburg kann man am Wochenende viele Sachen machen. Hier sind einige Tipps von mir: Franzbrötchen in der Bäckerei Ihres Vertrauens kaufen, Zeitung mit Hamburg-Teil lesen, einen starken schwarzen Tee mit Kardamom in einem afghanischen Lokal trinken, einen Volkshochschulkurs zum Thema Achtsamkeit besuchen, in einem portugiesischen Café im Portugiesenviertel frühstücken, Yoga an der Alster machen, Lotto spielen und von einem Penthouse mit Blick auf die Alster träumen.
Einen der Flohmärkte besuchen, durch die Ottenser Hauptstraße bummeln, zum Mittag einen Fisch essen, Kreuzworträtsel in einem Café an der Osterstraße lösen, in einem kleinen Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen, französische Kochbücher in der Bücherei in Ihrem Stadtteil ausleihen, beim schönen Wetter an der Alsterwiese sitzen, frische Blumen im kleinen Blumenladen in der Schanze kaufen.
Eine kleine Hafenrundfahrt mit Ihren Gästen aus der Provinz machen, Kunsthalle besuchen, in eine der kleinen Galerie in der Innenstadt gehen, Freunde zum Nachmittagstee treffen, eine kleine Foto-Safari durch dich Hafencity machen, um die Alster spazieren gehen, sich am Elbstrand ausruhen.
Fahrrad fahren durch Wilhelmsburg, einen Picknick im Öjendörfer Park machen, Fenster putzen plus italienische Opernarien hören, Karten fürs Theater kaufen, in der Zentralbibliothek Dokumentarfilme ausleihen, über den Friedhof spazieren, leckeres italienisches Eis bei Orogelato in Hamm essen, ein Weinseminar im kleinen Weinladen um die Ecke besuchen.
Freunde zum Abendessen zu Hause einladen, einen Drink an der Bar in der Schanze nehmen, einen Film mit Hamburg-Thematik sehen, zum Beispiel „Das Start Gespräch“, ein Soul-Konzert an der Reeperbahn besuchen, einem Konzert im Stadtpark lauschen, Candle-Light-Dinner mit Schatzi auf dem Balkon genießen, in eine schrille Bar mit Ihrem schwulen Freund ausgehen.
Fischmarkt besuchen und dort ein Fischbrötchen essen, Brunch mit Freunden in Eimsbüttel, ein Orgelkonzert in der Kirche besuchen, an einem Kochkurs der süditalienischen Küche teilnehmen, Spaziergang beim schönen Wetter am Kaifu, grillen im Park mit der Familie, mit der Fähre nach Finkenwerder fahren, Erdbeeren im Alten Land pflücken, leckere Schokoladentorte im Café Ihrer Wahl bestellen, Gläschen gut gekühlten Wein auf der Terrasse, „Tatort“ in einer Bar an der Uni schauen, vietnamesisch oder arabisch essen gehen, bügeln und einen Lokalsender hören, einen Roman über Hamburg lesen.
Bairro Alto, Lissabon
Bairro Alto von 2002 und von heute scheinen zwei Stadtteile aus verschiedenen Welten zu sein. In Erinnerung von 2002 habe ich diesen beliebten und bekannten Teil von Lissabon als perfekte Kulisse für einen romantischen Film unter dem südlichen Himmel von Portugal, mit Gitarren, netten Menschen, schöner Abendstimmung, relativ sauberen Straßen, kleinen Geschäften, weißen Laken, die zwischen den Balkonen auf den Leinen trocknen. Bairro Alto von heute ist das Gegenteil: Kleine Gässchen voller Touristen, die nächtliche Ruhe der Bewohner nicht respektieren, vor ihren Türen urinieren und die Bierdosen an jeder Ecke schmeißen.
Tagsüber versucht der Stadtteil seine verlorene Ruhe von der Nacht zuvor zu finden. In kleinen Kneipen sitzen alte Männer und essen ruhig zu Mittag Fisch oder Kartoffeleintopf mit einem Glässchen Rotwein, Frauen hängen die Wäsche auf den Leinen auf, müde Katzen überqueren die Straßen, Mütter rufen ihre Kinder zum Essen, junge Männer reparieren ihre alten Vespas oder arbeiten in der Werkstatt. Hin und wieder kann man hier auch nette Cafés mit leckerem galao und pasteis de nata finden, meistens aber an größeren Straße, die ins Zentrum führen.
Bairro Alto (dt. Oberstadt), Lissabon, Portugal
Éclair au Café Pâtisserie, Hamburg
Dieses kleine Fleckchen Frankreichs ist auf jeden Fall etwas Besonderes im Gastro-Angebot der Hansestadt und ein Besuch hier lohnt sich immer. Erwarten Sie aber keine Weltwunder à la française – diese Pâtisserie ist sehr eng und klein, und man kann sie eher als ein gemütliches, kleines Stehcafé beschreiben, als das klassische Café, da sich hier gerade mal zwei Tische im Laden und drei draußen befinden. Der Laden ist aber trotzdem immer und bei jedem Wetter voll, gerade an sonnigen und warmen Wochenenden. Deswegen dauert es manchmal auch mit dem Service, zumal hinter dem Tresen nur eine Person, nämlich der Bäcker selbst, steht. Und er macht absolut alles – alleine! Dabei ist er supercharmant und nett, und spricht wirklich- Französisch! Vraimement!
Die Preise sind in Ordnung, und für zwei Milchkaffees, ein brioche und zwei pain au chocolat bezahlt man bis ca. 10 €. Der Service ist gut und freundlich, braucht allerdings Zeit, weil alleine hinter dem Tresen. Das Ambiente ist klein und sympathisch, und man kann sich in Gedanken tatsächlich nach Paris versetzen. Dazu trugen teilweise auch Gäste bei, zumindest diejenigen, die gestern da waren. Sie waren – ohne jemanden beleidigen zu wollen – alles andere als nett, freundlich und entspannt, und strahlten leider diese gespielte und arrogante Langeweile aus, die man manchmal so kennt von unsicheren Menschen, die sich in der Öffentlichkeit gerne mit ihren Bio-Broten und ihrem Samstagsfeuilleton präsentieren. Dieses nette Café kann dafür leider nichts, bleibt aber trotzdem eine tolle Adresse, auch wenn sie lange kein Geheimtipp mehr ist.
Pâtisserie Éclair au Café, Kleine Rainstraße 6, 22765 Hamburg
Chocolaterie & Café Götterspeise, München
Als Götterspeise bezeichnet man eine Süßspeise aus Gelatine und diversen Aromen, aber genauso steht es für ein Feinkost-Geschäft und gleichnamiges Café im Münchner Glockenbachviertel. In der Götterspeise trifft sich das Münchner Eppendorf-Publikum, und das ist stets schick, gebildet, umweltbewusst, wählt grün, liest „Brigitte“ oder gelegentlich Haruki Murakami, und fährt im Urlaub nach Barcelona oder eine andere mondäne europäische Stadt. Auch wenn mir „Brigitte“ unterm Arm fehlte und mein Umweltbewusstsein nichts mit grüner Politik zu tun hat, waren wir letzte Woche in der Götterspeise. Immerhin konnten wir mit schick und gebildet dienen.
Doch Spaß bei Seite: Götterspeise ist ein wirklich besonderer und schöner Laden, zudem noch das Lieblingscafé meines guten Freundes und seines Partners. Wir haben sie letztes Wochenende in München besucht und waren gemeinsam am Samstag Morgen in der Götterspeise zum Frühstück. Eins vorweg: Klassisches deutsches Frühstück gibt es hier nicht, dafür aber leckere kleine Paninis oder halbe Brötchen und Baguets, belegt mit diverser Füllung. Wir hatten Panini mit einer leckeren Tomaten-Creme-Füllung und Ruccola, bzw. mit Ziegenkäse und Honig. Dazu gab es Latte Macchiatto (Hamburger Fraktion) bzw. frisch gebrühten Ingwertee mit Zitrone und Honig (Münchner Fraktion). Auch wenn mich diverse Kuchen- und Tortensorten aus dem Schaufenster angelacht haben, konnte ich mich diesmal leider nicht entscheiden zwischen all den Zitronen-, Birnen-, Apfel-, Himbeeren, Schokoladen- oder Vanillecremekreationen, die aber ganz sicher ihr Stammpublikum in ganz München haben, wenn man die Kommentare der User von Qype betrachtet, die sich wie eine einzige Lobhymne an la dolce vita von Glockenbach lesen.
Wer etwas Besonderes für sich und seine Lieben sucht, ist hier auf jeden Fall richtig. Denn Götterspeise verfügt über ein großes Feinkostsortiment, das auch anspruchsvolle Gaumen glücklich macht, zumal viele Produkte aus kleinen Manufakturen in Deutschland, Frankreich, Italien und Skandinavien stammen. Besonders groß ist die Auswahl an Schokoladen- und Pralinensorten, auch aus eigener Herstellung. Das wundert nicht, denn die Götterspeise sieht sich als Chocolaterie seit mehr als 10 Jahren als erste Adresse für feinste Schokoladenprodukte in diesem Teil von München. Neben den Schokoladen finden die Kunden hier auch diverse Tee- und Kaffeesorten, sowie Kakao, Gebäck und Weine, die man so in normalen Geschäften nicht einfach finden kann, was sich z.T. auch in recht gehobenen Preisen des Ladens äußert.
Chocolaterie & Café Götterspeise, Jahnstr. 30, 80469 München
Franca Magnani: Mein Italien
Mein erstes und nicht letztes Buch der großen italienischen Journalistin, die in den 1960er, 1970er und 1980er für deutsche Medien aus dem schönsten Land der Welt berichtet hat. Franca Magnani erzählt in ihrem Buch Mein Italien spannend und objektiv über ihre Heimat, bezieht manchmal auch Position, doch nur dann, wenn sie merkt, dass sie einem höheren Ziel – nämlich der Wahrheit – dient. Ihr Italien ist politisch, vielschichtig, interessant, manchmal auch zum Nachdenken, doch nie zum Verzweifeln, auch wenn die Regierungen manchmal wie die von Fernando Tambroni nach nur 116 Tagen wechseln. Das Schöne im Magnanis Buch sind ihre Reportagen über den italienischen Alltag, z.B. dann wenn sie Italiener und Deutsche miteinander vergleicht, wie sie in der Natur picknicken. Herrlich schön!
Franca Magnani: Mein Italien, Kiepenheuer & Witsch 2004