Tag-Archiv | Museum

Museum Jugoslawiens, Belgrad

Belgrad hat mir während meines Besuchs viele Höhepunkte beschert, doch der Besuch im Museum Jugoslawiens war der besonderen Art. Das relativ junge Museum, ehemals Museum der Geschichte Jugoslawiens besteht aus drei Teilen, die Geschichte des sozialistischen Jugoslawiens unter dem Präsident Josip Broz Tito in einem zeigen.


Das Ensemble besteht aus dem Museum des 25. Mai, dem Haus der Blumen, in dem Marschall Tito beerdigt wurde und dem Alten Hof, der die Geschenke für Tito zeigt. 

Hier sind zahlreiche Schenkungen an den Präsidenten Jugoslawiens zu sehen, die sowohl aus dem Inland, als auch aus dem Ausland kamen. 

In der auch für ausländische Touristen interessanten Kollektion sind nicht nur zahlreiche, und zum Teil sehr kreative Staffel zu sehen, die dem Präsidenten Tito jedes Jahr zum Tag der Jugend am 25. mal persönlich übergeben wurden, sondern auch Schallplatten bekannter Sänger, Bilder und Skulpturen namhafter Künstler, für die Zeit sehr innovative Produkte des alltäglichen Lebens und viel mehr.

Eine aktuelle Ausstellung im Museum des 25. Mai zeigt Stationen und Momente auf Titos Reisen durch das postkoloniale Afrika sowie die Rolle Jugoslawiens bei der Befreiung und Emanzipierung afrikanischer Länder von Ägypten im Norden bis Simbabwe im Süden des Kontinents, wo Jugoslawien, anders als manche andere Länder, stets als Freund und Partner angesehen wurde.

Museum Jugoslawiens, Mihaila Mike Jankovića 6, Belgrad, Serbien

Ein Sonntag in Wilhelmsburg

Am letzten Sonntag waren meine Freundin Grazyna und ich in Wilhelmsburg. Schon vor langer Zeit haben wir uns vorgenommen, diesen Stadtteil zu endtecken und ihn aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Entstanden war eine interessante kulturhistorische Tour mit vielen persönlichen Geschichten.

Unsere Fahrradtour haben wir an der S-Bahn-Station Wilhelmsburg begonnen, die im Rahmen der IGS und IBA einen Veränderungsprozess vom hässlichen  Entlein zur hippen Schönen durchgemacht hat. In der nahe liegenden Umweltbehörde an der Neuenfelder Straße 19 ist ein Stadtmodell Hamburgs zu besichtigen, das auf einer Fläche von ca. 111 m² Hamburg von Othmarschen im Westen bis zum Rothenburgsort im Osten sowie von der HafenCity im Süden bis Harvestehude im Norden. Im sogenannten Spielzeugformat sind alle Gebäude, Straßen und öffentliche Flächen zu sehen, nicht nur vorhandene, sondern auch geplante oder im Bau befindliche Bauten. 


Der Inselpark auf der anderen Straßenseite ist vor Jahren im Rahmen der Internationalen Gartenschau in Hamburg entstanden. Er zeigt zu jeder Jahreszeit die Schönheit der Natur des Nordens, kombiniert mit farblichen Akzenten der anderen Regionen.


In seinem westlichen Teil befindet sich eine schöne, alte Kirche, die Anfang des 20. Jahrhunderts im neogotischen Stil erbaut wurde. Heute dient sie als Kulturkappelle und wird für unterschiedliche Zwecke genutzt.


Der Weg durch den Park führt an zwei kleineren Teichen und interessanten Blumenarrangements vorbei, über eine Überführungsbrücke sowie an Kleingärten der Nachbar. Am Kuckucksteich im östlichen Teil des Parks findet man ein süßes kleines Café, in dem wir eine kleine Pause gemacht haben. Willi Villa lädt zum Verweilen mit dem Blick auf den Teich, Kaffee und Kuchen ein, stille Momente in dieser hektischen Zeit.


Stille findet man auch in der Kreuzkirche Kirchdorf, die als älteste Kirche auf der Elbinsel Wilhelmsburg gilt. Sie wurde als Ableger des Kirchspiels Ochsenwerder gegründet und 1388 geweiht. Bis 1895 war sie auch die einzige Kirche auf der Insel. Ihre heutige Form und Ausstattung hat sie überwiegend aus dem frühen 17. Jahrhundert, als die verfallene Kirche neugebaut wurde. Sehr interessant ist auch der kleine Friedhof, der sich direkt neben der Kirche befindet.


An der Kirchdorfer Straße 163 steht ein altes Amtshaus aus dem Jahr 1724, das heute Teile der Geschichte der Elbinsel Wilhelmsburg aufbewahrt. Im kleinen Heimatmuseum kann man sich das Leben der Bauer und Bürger Wilhelmsburgs anschauen, ihre Möbel und Trachten bewundern oder etwas über die heimische Milchwirtschaft lernen.


Unweit des Museums und der Kreuzkirche befindet sich auch Kirchdorf Süd, eine Hochhaussiedlung, die zwischen 1974 und 1976 entstanden ist. Der multikulturelle Stadtteil am Rande der Autobahnraststätte Stillhorn war lange Zeit der soziale Brennpunkt der Stadt. Seit zehn Jahren investiert die Stadt in die kulturelle und Freizeiteinrichtungen, um die Lebensverhältnisse vor Ort zu verbessern. Innitten der Betonwüste sind viele Grünanlagen und Spielplätze entstanden, um das Leben der Einwohner lebenswerter zu machen.


Fast am Ende unserer Tour durch Wilhelmsburg hat uns Johanna erwartet, komplett in Sonnenschein gekleidet. Der blaue Himmel mit kleinen Schaffswolken im Hintergrund passte so wunderbar zu diesem malerischen Bild. Die Windmühle Johanna aus dem Jahr 1875 ist ein fester Punkt, den ich bei fast jeder Fahrradtour durch Williamsburg ansteuere. Auch bei den Wilhelmsburgern scheint sie sehr beliebt zu sein, denn sie gilt auch als DER Ort für die Trauung der jungen Paare.


Über Wilhelmsburg könnte ich noch viel mehr schreiben, über ihre Architektur oder Leute, ihre Festivals oder stille Plätze, aber das soll das Thema weiterer Reportagen von der Elbinsel sein.

Elbinsel Wilhelmsburg, Hamburg

24 Stunden in Sarajevo

Sarajevo in 24 Stunden zu entdecken kann eine sportliche und sehr anspruchsvolle Aufgabe sein, besonders im Hinblick auf das Wetter, doch nicht unmöglich.


Starten Sie morgens mit einem bosnischen Kaffee, der Ihnen traditionell in kleinen runden Tässchen serviert wird, dazu Rosen- oder Walnusslokum. Den Kaffee bekommen Sie in jedem Café oder Lokal der Stadt, egal ob auf der schönen Ferhadija oder im orientalischen Basarviertel Baščaršija. Schön ist auch das Wiener Café in Ćurčiluk veliki 3 in Baščaršija, wo Sie auch Frühstück mit Lachs, Käse oder Früchten bekommen.


Nach dem Frühstück empfehle ich Ihnen einen der drei berühmten Buchläden der Stadt – oder gleich alle drei! Buybook in Radićeva 3 bietet eine große Auswahl der Bücher zu Themen Bosnien, bosnische Kunst, Politik und Geschichte, auch in Deutsch und Englisch. Viele Romane und Cartoons der bosnischen Autoren finden Sie bei Connectum Bookstore in Ćurčiluk veliki 27, ebenso wie die Reiseliteratur. Svjetlost in Titova ulica 54 bietet zahlreiche Bildbände zu Sarajevo und Bosnien, Reiseliteratur sowie viele Werke bosnischer und regionaler Autoren, auch in Fremdsprachen.


In Vormittagsstunden empfehle ich Besuch im bosnischen Landesmuseum (Zemaljski muzej), das als Nationalmuseum Bosnien-Herzegowinas gilt. Das Museum befindet sich in Zmaja od Bosne 3 und bietet einen umfassenden Blick über bosnische archäologische Vergangenheit der römischen Zeit und des Mittelalters, Naturkunde mit teilweise seltenen Gattungen der Pflanzen und der Tiere aus beiden Teilen Bosniens sowie eine sehr interessante ethnologische Sammlung mit Darstellung des städtischen Lebens im osmanischen Bosnien des 19. Jahrhunderts.

 Das Prunkstück des Museums ist allerdings die berühmte Sarajevoer Haggada, eine Handlungsanweisung für den jüdischen Sederabend. Sie kam Ende des 15. Jahrhunderts nach der Vertreibung der sephardischen Juden aus Spanien nach Sarajevo und gilt heute als das älteste überlieferte Zeugnis jüdischer Buchkunst in Spanien.


Sehr schön ist auch der Botanische Garten des Museums, in dem man sich von der Hektik der Stadt gut erholen kann. Dort stehen auch einige der Prachtexemplare der altbosnischen stećci, der mittelalterlichen Grabsteine, die man hauptsächlich in Bosnien-Herzegowina fand, aber auch in angrenzenden Gebieten Dalmatiens, Serbiens und Montenegros. Leise erzählen sie mit ihren mystischen Motiven die mittelalterliche Geschichte Bosniens und ihrer Bewohner und stellen zugleich auch viele Fragen auf.


Die Bewohner von Sarajevo treffen sich ähnlich wie alle anderen Bosnier gern zu Mittagszeit mit Freunden oder Familie zu Essen. Man speist gern zu Hause oder auch in kleinen Restaurants. Im Zentrum der Stadt, besonders zwischen dem Ewigen Feuer in Titova ulica und Baščaršija befinden sich viele traditionelle Restaurants, die bosnische Spezialitäten servieren. Typisch sind berühmte ćevapćići (oder wie man sagt ćevapi), gegrillte Hackfleischbällchen im Fladenbrot und gehackten Zwiebeln, burek, eine Art Hackfleischschnecke oder pita, Teigspezialität in Schneckenform, gefüllt mit Käse, Kürbis, Kartoffeln oder Apfel.


Sarajevo ist sehr stolz darauf, dass sich im Zentrum der Stadt, im Umkreis von 500 Metern Gotteshäuser einiger der größten monoteistischen Religionen der Welt befinden. Nicht umsonst bezeichnet man die bosnische Hauptstadt als Jerusalem Europas. Hier findet man die elegante römisch-katholische Herz-Jesu-Kathedrale aus dem Jahr 1887 (Trg fra Grge Martića 2), die mystische serbisch-orthodoxe Mariä-Geburt-Kathedrale aus dem Jahr 1874 (Zelenih beretki 1), die optimistisch wirkende Synagoge der Aschkenasim aus dem Jahr 1902, die als die drittgrößte Europas gilt (Hamdije Kreševljakovića 59) und die fast minimalistische Ferhadija-Mosche in der gleichnamigen und sehr beliebten Einkaufsstraße.


Auf dem Weg zu Baščaršija, dort wo sich, wie die Bewohner Sarajevos gern sagen Ost und West treffen, befindet sich auch der Gazi Husrev-begov bezistan, eine Art orientalischen Kaufhauses, heute mit vielen interessanten Souvenirsshops, mit Handwerk, Kunstwerk oder Mode. Sehr schön finde ich auch das kleine Geschäft BHCrafts in Ćurčiluk veliki, das das Handwerk und Mode der bosnischen Frauen aus sozialschwachen Familien verkauft und sie so unterstützt.


In Baščaršija findet man zu jeder Zeit Touristen aus aller Welt. Hier kann man nicht nur gut shoppen oder essen, es gibt vor allem viel zu sehen. Einer der Höhepunkte des Stadtteils und der Stadt selbst ist die Gazi-Husrev-Beg-Moschee, genannt auch Begova dzamija, die größte und eine der ältesten Moscheen (1532) in ganz Bosnien-Herzegowina.


Unweit von ihr befindet sich noch ein weiteres Symbol der Stadt, der Uhrturm oder Sahat-kula der Gazi-Husrev-Beg-Moschee. Die Uhren des Uhrturms sind auf allen vier Seiten angebracht und zeigen die Zeit beginnend mit dem Sonnenuntergang.

Am anderen Ende von Baščaršija befindet sich auf dem zentralen Platz des Stadtteils der Sebilj, eine Art öffentlichen Brunnens in Kiosk-Form. Ein Sprichwort sagt, dass jeder Besucher von Sarajevo, der aus diesem Brunnen trinkt, irgendwann die Stadt wieder bereisen wird.


In der wunderschönen Nationalbibliothek Bosnien-Herzegowinas, dem alten Rathaus von Sarajevo, das vor 25 Jahren im Bosnienkrieg so tragisch zerstört wurde, ist seit ein paar Jahren wieder genug Platz für das Schöne und Besondere. Die Restaurierung des Symbols der österreichisch-ungarischen Zeit in Bosnien hat seinerzeit die EU unterstützt. Heute beherbergt der Prunkbau an der Miljacka keine Bücher mehr, zumindest nicht in so großem Umfang wie früher. Die Nationalbibliothek oder wie man in Sarajevo sagt Vijećnica (Rathaus) ist heute der Ort, wo man unterschiedliche Ausstellungen sehen oder Konzerten der klassischen Musik beiwohnen kann.

Zur Zeit ist im Foyer der Nationalbibliothek eine Ausstellung mit Werken des vielleicht größten bosnischen Künstlers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Mersad Berber (1940-2012) zu sehen. Wie kein anderer Maler aus Ex-Jugoslawien hat Berber neoklassische Elemente modern interprätiert und sie in ungewöhnliche historische Kontexte gesetzt.

  
Den Tag kann man schön auf einem der Aussichtspunkte der Stadt abschließen. Der Awaz Twist Tower hat den Vorteil, dass der hohe und geschwungene Turm im Zentrum der Stadt, unweit des Bahnhofs steht.


Mein Favorit, den ich vor wenigen Tagen entdeckt habe, ist allerdings höher und deutlich romantischer. Beim Sonnenuntergang auf der Burg Zuta tabija hoch über der Stadt hat man Sarajevo wie auf der Hand, inklusive schöne Musik und nette Leute aus dem nahen Café.


Noch höher liegt die historische Bijela tabija, die auf der Stelle der mittelalterlichen Burg aus der Zeit um 1550 erbaut war. Sie diente zur Verteidigung Sarajevos von österrichischen Truppen im 17. Jahrhundert und später im Jahr 1878. die Weiße Burg erreicht man am besten mit dem eigenen Auto oder mit einem der Taxis. Auch wenn die Taxis in Sarajevo zu den günstigsten in Europa gehören, lassen Sie sich nicht immer von manchen Taxifahrern über den Tisch ziehen.


Sarajevo ist eine Stadt der Kunst und Kultur. Zahlreiche Festivals im Laufe des ganzen Jahres halten auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten die kulturelle Szene der Stadt wach. Berühmt sind Sarajevo Film Festival im August, Das Theaterfestival Mess im Oktober, das Jazz Fest Sarajevo Anfang November sowie das Festival Sarajevska zima im Winter, quasi als Andenken an die 14. Olympischen Winterspiele, die 1984 in Sarajevo stattgefunden haben.

Nicht nur einmal habe ich eines der vier Theater in Sarajevo besucht. Besonders schön ist der Besuch im traditionsreichen Nationaltheater. Das Theaterhaus von Narodno pozorište an der Obala Kulina bana 9 zeigt nicht nur Theaterstücke, Dramen und Komödien auf Bosnisch, sondern auch exzellente Opern- und Ballettvorstellungen. Ich erinnere mich, vor Jahren mal bei einer Opernpremiere nur fünf Euro für einen Parkettplatz ausgegeben zu haben. Die Oper von Sarajevo zeigt häufig Werke von Verdi,  Rossini und Bizet, Wiener Operette und immer wieder auch Werke der zeitgenössischen bosnischen Komponisten.


Wer noch vor oder nach dem Theater essen mag, kann das im ganzen Zentrum tun. Wer mal etwas anderes als nur pita oder ćevapi probieren möchte, dem empfehle ich ein etwas anderes Restaurant im Sarajevoer Stadtteil Višnjik. Four Rooms of Mrs.Safija/4 sobe gospodje Safije erzählt kulinarisch die Liebesgeschichte zwischen einer Bosnierin und einem Österreicher. Es gibt kreative kulinarische Entdeckungen, leckere Weine aus Herzegovina, einen exzellenten und sehr professionellen Service und ein einmaliges Ambiente, das seinesgleichen in Sarajevo sucht.


Die Nacht ist in Sarajevo sehr kurz, vor allem, wenn man bedenkt, dass der neue Tag ziemlich früh beginnt. Die erste Straßenbahn kreist von Baščaršija nach Ilidza, die bunten Märkte der Stadt werden mit frischem Obst und Gemüse beliefert, aus den Bäckereien duftet schon köstlich das erste Brot. Sarajevo freut sich vielleicht auch auf Sie.


Sarajevo, Bosnien-Herzegowina

52 Wochenendtipps für Hamburg

In Hamburg kann man am Wochenende viele Sachen machen. Hier sind einige Tipps von mir: Franzbrötchen in der Bäckerei Ihres Vertrauens kaufen, Zeitung mit Hamburg-Teil lesen, einen starken schwarzen Tee mit Kardamom in einem afghanischen Lokal trinken, einen Volkshochschulkurs zum Thema Achtsamkeit besuchen, in einem portugiesischen Café im Portugiesenviertel frühstücken, Yoga an der Alster machen, Lotto spielen und von einem Penthouse mit Blick auf die Alster träumen.

Einen der Flohmärkte besuchen, durch die Ottenser Hauptstraße bummeln, zum Mittag einen Fisch essen, Kreuzworträtsel in einem Café an der Osterstraße lösen, in einem kleinen Supermarkt um die Ecke einkaufen gehen, französische Kochbücher in der Bücherei in Ihrem Stadtteil ausleihen, beim schönen Wetter an der Alsterwiese sitzen, frische Blumen im kleinen Blumenladen in der Schanze kaufen.


Eine kleine Hafenrundfahrt mit Ihren Gästen aus der Provinz machen, Kunsthalle besuchen, in eine der kleinen Galerie in der Innenstadt gehen, Freunde zum Nachmittagstee treffen, eine kleine Foto-Safari durch dich Hafencity machen, um die Alster spazieren gehen, sich am Elbstrand ausruhen.


Fahrrad fahren durch Wilhelmsburg, einen Picknick im Öjendörfer Park machen, Fenster putzen plus italienische Opernarien hören, Karten fürs Theater kaufen, in der Zentralbibliothek Dokumentarfilme ausleihen, über den Friedhof spazieren, leckeres italienisches Eis bei Orogelato in Hamm essen, ein Weinseminar im kleinen Weinladen um die Ecke besuchen.

Freunde zum Abendessen zu Hause einladen, einen Drink an der Bar in der Schanze nehmen, einen Film mit Hamburg-Thematik sehen, zum Beispiel „Das Start Gespräch“, ein Soul-Konzert an der Reeperbahn besuchen, einem Konzert im Stadtpark lauschen, Candle-Light-Dinner mit Schatzi auf dem Balkon genießen, in eine schrille Bar mit Ihrem schwulen Freund ausgehen.

Fischmarkt besuchen und dort ein Fischbrötchen essen, Brunch mit Freunden in Eimsbüttel, ein Orgelkonzert in der Kirche besuchen, an einem Kochkurs der süditalienischen Küche teilnehmen, Spaziergang beim schönen Wetter am Kaifu, grillen im Park mit der Familie, mit der Fähre nach Finkenwerder fahren, Erdbeeren im Alten Land pflücken, leckere Schokoladentorte im Café Ihrer Wahl bestellen, Gläschen gut gekühlten Wein auf der Terrasse, „Tatort“ in einer Bar an der Uni schauen, vietnamesisch oder arabisch essen gehen, bügeln und einen Lokalsender hören, einen Roman über Hamburg lesen.

So ist Hamburg! Nr.73


Das Museum Elbinsel Wilhelsmburg gehört zu jenen Heimatmuseen, die die Tradition der Region pflegen und sie für die Zukunft aufbewahren. Das 1724 erbaute Museumsgebäude erhält viele Exponate des täglichen Lebens aus dem norddeutschen Raum. In der Bauernstube des Museums steht ein schöner Ofen aus dem Jahr 1829 mit Kacheln nach Delfter Art aus dem Hause Timmann. In seinem Rohr konnte man damals den Kaffee warm halten, oft schmorten dort auch leckere Bratäpfel und dufteten durch die Stube.

Nationales Museum für zeitgenössische Kunst, Rom

Mit Rom verbindet man zunächst einmal alte Architektur aus letzten zwei Millenien, antike Skulpturen aus den Zeiten des alten Roms sowie die Kunstwerke der Kirchengeschichte. Moderne, zeitgenössische Kunst, so die gängigen Vorurteile, stellt man sich eher in Milano, New York und Barcelona und nicht so sehr in Rom vor.

Als Gegenpol dazu entschied sich das italienische Kulturministerium 1998, in Rom ein Nationales Museum für zeitgenössische Kunst zu bauen. Man wollte damit nicht nur den Vorurteilen entgegenwirken, sondern Rom auch eigenes Museum für moderne Kunst geben, da die Heilige Stadt eine der wenigen europäischen Hauptstädte ohne eigenes Museum für moderne Kunst war. 

Den Wettbewerb gewann britisch-irakische Architektin Zara Hadid, die den Museumsbau in bestehende Strukturen des Viertels eingepasst hat. Als Standort wählte man ein altes Kasernenareal des späten 19. Jahrhunderts im Viertel Flaminio im Norden von Rom aus. Seit 2010 ist dort nun das Museo nazionale delle arti del XXI secolo oder MAXXI (deutsch: Nationales Museum der Künste des XXI. Jahrhunderts) untergebracht, eine Institution, die in Italien der knappen Kassen eine Besonderheit ist.

Zaha Hadid hat mit MAXXI einen Museumsbau gebaut, der fast nahtlos die vorhandene mit der zeitgenössischen Architektur verbindet. Seine Formsprache ist modern und nur auf den ersten Blick amorph, und trotz Materialien wie Sichtbeton und Stahl niemals kalt. Ganz im Gegenteil. MAXXI erscheint wie eine schöne, harmonische Symphonie, deren Übergänge sanft sind. Dass man aus einer in die andere Galerie geht, merkt man nur dadurch, dass man an unterschiedlichen Türen seine Eintrittskarte vorzeigen muss.

Die Komposition des Museums ist fließend und erscheint dem Besucher als etwas Organisches und Lebendiges. Immer wieder kam ich in Versuchung, den Blick auf den Museumsbau zu richten statt auf die ausgestellten Kunstwerke selbst, denn – die Ähnlichkeit mit dem Guggenheim Museum in Bilbao ist da sehr groß – MAXXI lebt mehr von seiner tollen Architektur als von präsentierten Ausstellungen selbst. Den Kreis kann man allerdings hier als geschlossen sehen, denn der moderne Museumsbau ist zeitgenössisches Kunstwerk genug, genauso wie es seinerzeit auch das heute legendäre Kolosseum und die Werke der Klassiker wie Michelangelo oder da Vinci waren.


Drei Stunden in MAXXI, die ich heute verbracht habe, sind nicht, und selbst nach drei Stunden hat man nicht alles gesehen. Die ständige Ausstellung in der Galerie 4 zeigt einen groben Querschnitt der italienischen zeitgenössischen Kunst, inklusive Installationen, Filme, Architektur, Bilder und Collagen der letzten 50-60 Jahre. Ein roter Faden fehlt, auch wenn man die zeitliche Schiene als Leitmotiv nehmen kann. Die Ausstellung ist zwar interessaant, akustisch aber nicht optimal gelöst, da sich Töne und Geräuschkulissen unterschiedlicher in der Ausstellung präsentierten Filme miteinander vermischen. 

Bis zum 29. Januar 2017 läuft die Ausstellung zum Kunstpreis Premio MAXXI. Dokumentarisch erfährt der Besucher über die vier Finalisten des diesjährigen Wettbewerbs, und kann sich zeitgleich über die Gewinner der letzten sieben Wettbewerbe informieren, auch wenn mir die Ausstellung teilweise als nicht fundiert genug erscheint.

Den Höhepunkt meines Besuchs in MAXXI heute bildete die Ausstellung „Extraordinary Visions/L’Italia ci guarda“, die noch bis zum 30. Oktober 2016 in der Galerie 1 läuft. 40 Meister der modernen Fotografie zeigen 150 Bilder aus den letzten 70 Jahren, alle mit Schwerpunkt Italien – Land, Leute und Leben. Die Motive sind weit entfernt von gängigen Klischees über Italien als Urlaubsparadies am Mittelmeer, mit viel Kultur und gutem Essen. Sie zeigen dokumentaristisch und still, aber immer wieder kritisierend ein Land in der permanenten Krise, ob wirtschaftlicher, politischer oder jeder anderen Art.

Auf den Fotos und in Filmen sieht man die unterbezahlten Arbeiterinnen in italienischen Fabriken im reichen Norden, sizilianische Hochzeitsgesellschaften im Freudentaumel, Flüchtlingswellen an süditalienischen Stränden und Halbstarken der neueren Generation, die von einer Identitätskrise sprechen. Anonyme Wohnsilos am Rande der Stadt oder vom Erdbeben zerstörte Ortschaften im Süden dokumentieren die Ratlosigkeit eines Landes, das nicht weiß, wohin weiter. Eine tolle Ausstellung, die ihre Besucher tief erschüttert.



MAXXI, Museo nazionale delle arti del XXI secolo, Via Guido Reni 4A, Rom, Italien

vorarlberg museum, Bregenz

Es gibt Museen, da möchte man Stunden bleiben. Dazu zählen die ganz Großen wie z.B. Deutsches Historisches Museum in Berlin, Victoria and Albert Museum in London oder Metropolitan Miseum of Art in New York. Schön sind auch die Kleinen, wie z.B. das bosnische Landesmuseum in Sarajevo oder das Altonaer Museum in Hamburg, die eher einen regionalen Charakter haben.

Dann gibt es Museen, die zu den Kleinen gehören, aber ganz groß sein möchten. In diese Kategorie gehört das vorarlberg museum in Bregenz, ehemals Vorarlberger Landesmuseum.  
Das 1857 gegründete Museum besitzt fundierte Sammlungen mit Schwerpunkten Archäologie, Geschichte, Kulturgeschichte und Volkskunde Vorarlbergs. Bereits vor meinem Museumsbesuch habe ich in regionalen Kulturzeitschriften gelesen, dass das Museum keinen Anspruch hat, DIE Geschichte Vorarlbergs zu zeigen, denn es gibt nicht nur eine, sondern viele Geschichten. Ein guter Ansatz, wie ich finde. Die Tatsache, dies auch zu realisieren, gestaltet sich aber häufig schwierig. Wo setzt man an? Was zeigt man? Was ist relevant und was nicht? Was wird die Besucher interessieren und was wird eher vom Interesse für die akademische Gemeinschaft?

  
Mit diesem Wissen und diesen Fragen war ich neulich im vorarlberg museum in Bregenz. Mein Ziel war es, etwas bzw. etwas mehr über die Geschichte/n und Kulturgeschichte Vorarlbergs zu erfahren.

  
Der interessante und moderne Museumsbau aus dem Jahr 2013 beherbergt eine große museale Sammlung, die in der Region Bodensee einzigartig ist. Anstatt daraus etwas Spannendes und Besonderes zu machen begnügte man sich damit, Artefakten konventionell auszustellen, ohne großes Interesse, sie modern und zeitgemäß zu präsentieren. Dem Museum ist der Sprung ins frühe 21. Jahrhundert zwar gelungen, doch die meisten Exponate werden meist ganz klassisch, frontal präsentiert. Der moderne Besucher hat kaum oder wenig Gelegenheit, Sachen selbst zu erschließen und zu entdecken, z.B. indem man im Museum interaktiv agiert oder in dem man eine Parallele zwischen dem regionalen und dem internationalen Geschehen zieht. Ein paar laufende Filme und einige ausziehbare Schubladen mit Artefakten sind auch das einzige, was einen kleinen Hauch der modernen Zeit in den hypermodernen Museumsbau bringt.

  
Die Kuratoren der aktuellen Sonderausstellung „ganznah“ zur Grammatik des Berührens zwischen Bedürfnis, Tabu und Verweigerung hatten zwar einige gute Ideen gehabt, doch die wurden leider nicht zu Ende gedacht. Auch wenn die weit voneinander entfernten Lebenswelten und Geschichten der aktuellen Ausstellung sich in einem doch ganz nah sind, nämlich der Berührung, fehlt dem Ganzen ein gemeinsamer, roter Faden. Da wird ein bekannter Trapezkünstler aus dem weltberühmten Zirkus Sarrasani neben einer Hebamme gezeigt, ein muslimischer Geistlicher kommt zu Wort ebenso wie der lokale Tanzlehrer, der mit seinen Tanzstunden in den 1950er Jahren Grenzen neu definierte. Die Ausstellung am Kornmarktplatz zeigt viele Bilder und Gegenstände zum Thema Berühren, ohne dass der Besucher einen klaren Bezug zum eigentlichen Thema erkennt. 

vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, 6900 Bregenz, Österreich

Guggenheim Museum Bilbao

Mehr als über die moderne Kunst selbst wundere ich mich über meine Haltung ihr gegenüber. Ich begegne ihr häufig mit einem skeptischen Blick, der seinen Ursprung in der Tatsache hat, dass ich mich eher der klassischen Kunst verbunden fühle. Doch dann bin ich immer wieder angenehm überrascht, wenn mein Urteil positiv ausfällt und ich glücklich und zufrieden aus der Ausstellung gehe.  
So war es gestern auch im Guggenheim Museum in Bilbao, jenem spektakulären Bau von Frank O. Gehry, der die Stadt Bilbao seit 1997 revolutioniert hat. Das Museumsgebäude von Gehry ist das Kunstwerk selbst und besteht aus vielen klug ausgedachten Details, die häufig Anspielung auf die Tradition der Stadt Bilbo und auch auf die Gehrys eigene Philosophie sind.

  
Auf drei Stockwerken werden unterschiedliche Künstler präsentiert, doch der meiste Platz ist einer sehr umfassenden Retrospektive von Jeff Koons gewidmet. Hier sind einige seiner bekanntesten Werke ausgestellt, wie die zahlreichen Pop-Art-Helden, Highlights aus der global bekannten Serie „Made in Heaven“ oder Arbeiten zum Thema der Kinderfeiertage.

   
    Im dritten Stock werden die Werke des jungen und früh verstorbenen New Yorker Graffiti-Künstler Basquiat vorgestellt.

Guggenheim Museum, Av.Abandoibarra 2, 48009 Bilbao, Spanien 
   
    
 

   

 

 

  

  

 

   
 

  
 

  

Bilbao, mal anders

Gestern regnete es und heute zeigte sich Bilbao von seiner schönen, sonnigen Seite. Die Stadt im Norden Spaniens besticht durch ihren unverwechselbaren Charme, nicht zuletzt aber auch durch den gelungenen Mix aus Alt und Neu. Als Anziehungsmagnet für Touristen aus aller Welt gilt schon seit Jahren das sehr originelle Gebäude des Guggenheim Museums, wodurch die Stadt bisher nur proffitiert hat. Aber auch zahlreiche Stadtpaläste, Plätze, Brunnen und Kirchen machen Bilbao zu einem besonderen Punkt auf der touristischen Karte Spaniens.

Bilbao, Spanien

   
    
    
    
    
    
 

St. Georg nach dem Regen

Der Abend war magisch, dunkel und lila, und glänzte voller Regentropfen, die auf dem Asphalt, in der Luft und in Baumkronen hellgrüner Bäume lagen. St. Georg nach dem Regen fast so schön wie beim schönsten Sonnenschein. Egal ob in der Nähe der Zentralbibliothek, am Steindamm, im Schatten der Hamonia am Hansaplatz oder an der Langen Reihe, die unberührt vom Regen nach wie vor quirlig und voller Leute war – St. Georg zeigte sich mit jedem neuen Motiv anders und – schön!

St. Georg, Hamburg